Noch liegt der Südteil des Überseequartiers in der HafenCity brach. Eröffnung der U 4 soll die Gegend beleben

HafenCity. Das Überseequartier in der HafenCity gilt als Herzstück des neuen Stadtteils, 50 000 Menschen sollten eigentlich dort schon jetzt täglich durch die zentrale Einkaufsstraße zwischen Speicherstadt und Elbe schlendern. Doch noch immer sind wegen der Finanzkrise rund 50 000 der geplanten 60 000 Quadratmeter Shoppingfläche nicht gebaut, genauso wenig wie Büro- und andere geplante Gebäude im Süden des Areals, wo in der nächsten Woche die ersten HafenCity-Stationen der neuen U-Bahn U 4 eröffnet werden.

Nun werden die Fahrgäste dort zunächst vor einer riesigen Tiefgaragenbaugrube und Sandbergen stehen, wenn sie aus dem grauen Fahrstuhlschacht ins Freie kommen. Der gesamte zweite Bauabschnitt ist weiter eine Brachfläche und wird es eine Weile auch bleiben, weil die städtische HafenCity GmbH nach einem neuen Partner für das Dreier-Investoren-Konsortium suchen muss, nachdem eine niederländische Bank für den Dezember ihren Ausstieg angekündigt hat.

HafenCity-Geschäftsführer Jürgen Bruns-Berentelg setzt daher jetzt auf eine Signalwirkung durch die Eröffnung der U 4 am 29. November: "Die U 4 ist ein wichtiger Impulsgeber, das spüren wir in den Gesprächen sehr intensiv."

Bisher allerdings dürfte trotz aller Zuversicht noch offen sein, wer neu in der Investorenrunde sein wird. Ausgeschlossen wird aufseiten der HafenCity GmbH auch nicht, dass die bereits fertigen Entwürfe der noch ausstehenden Gebäude noch einmal überarbeitet werden müssten. 16 architektonisch sehr eigenständige Häuser umfasst das Überseequartier, acht fehlen noch im Südteil - obwohl sie ursprünglich bereits in diesem Jahr fertiggestellt sein sollten: Bei der Überarbeitung einzelner Entwürfe gelte es beispielsweise, sie noch besser an die Wetter- und Regenbedingungen des Standorts anzupassen. Oder sie auch an speziellen Bedürfnissen von finanzstarken Interessenten auszurichten: "Im Einzelfall müssen eventuell auch die Gebäude noch einmal angefasst werden, um großen, internationalen Einzelhandelsunternehmen einen entsprechenden qualitätsvollen Auftritt bieten zu können", sagt Bruns-Berentelg.

Bei "aller gebotenen Zügigkeit" müsse aber auch auf eine "qualitätsvolle Entwicklung" geachtet werden, mahnt der HafenCity-Geschäftsführer. Eine geschlossene, klimatisierte Anlage werde daher nicht angestrebt. Mit anderen Worten: Ein geschlossenes Shoppingcenter soll dort nicht gebaut werden. Aber Bau und Betrieb genau solcher Anlagen ist die Spezialität des Hamburger Shoppingcenter-Unternehmens ECE. Bis 2005 hatte das Unternehmen, das der Hamburger Otto-Familie gehört, sich ebenfalls noch um die Entwicklung des Überseequartiers beworben und bekam dann vom Senat eine Abfuhr. Nun ist ECE wieder als ein neuer Konsortiumspartner im Gespräch. Doch eilig hat man es offensichtlich nicht. Es gab da Kontakte, bestätigte ein Unternehmenssprecher. Zu den Ergebnissen wollte er sich nicht äußern - offensichtlich wartet man noch ab.

Abwarten muss auch die Stadt noch, ob sie dem Überseequartier einen teuren Anschub bezahlen muss: Nachdem sich bereits 2010 abgezeichnet hatte, dass die Finanzierung für den etwa 650 Millionen Euro teuren Südteil des Überseequartiers schwierig sein wird, hatte der damalige schwarz-grüne Senat eine Art Subventionierung angeboten: In Verträgen sichert die Stadt seitdem die Option vertraglich zu, im Notfall im Überseequartier selbst 50 000 Quadratmeter Bürofläche anzumieten. Quasi als Sicherheit für unsichere Banken. Im Gespräch war unter anderem ein Umzug des Bezirksamts Mitte oder der Wirtschaftsbehörde. Noch steht dazu eine endgültige Entscheidung aus. Bisher versucht die HafenCity GmbH andere Nutzer für die geplanten Büros zu finden und zeigt sich auch darin zuversichtlich. Zudem gebe es Überlegungen, den Büroflächenanteil zu reduzieren, sagt Bruns-Berentelg.