Marcelino Fernandez Verdes verhandelte bereits mit Olaf Scholz über die Elbphilharmonie. Verdes ist ein Baumanager mit langer Erfahrung.

Hamburg/Essen. Die offiziellen Reaktionen auf den Führungswechsel im Hause Hochtief, der heute auf einer Aufsichtsratssitzung des Baukonzerns beschlossen werden soll, sind durch große Zurückhaltung geprägt. Jedoch werden die Vorgänge in der Spitze des bisherigen Generalunternehmers für die Elbphilharmonie penibel daraufhin analysiert, welche Folgen daraus für das Jahrhundertprojekt zu erwarten sind. Der designierte neue Vorstandschef Marcelino Fernandez Verdes (57) ist für Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) kein Unbekannter. Er war seit dem Frühjahr im Hochtief-Vorstand für das Amerikageschäft und zugleich für das Risikomanagement zuständig. Damit war er zugleich der Hochtief-Unterhändler bei den Verhandlungen, die Anfang Juli zur sogenannten Eckpunktevereinbarung führten. Dabei handelte es sich allerdings um eine Absichtserklärung beider Seiten, die noch immer der Rechtsverbindlichkeit bedarf.

Verdes, ein Baumanager mit langer Erfahrung bei internationalen Großprojekten, trat bei diesen Verhandlungen als zwar harter, aber konzilianter und konstruktiver Gesprächspartner auf, dem es gelang, bei Scholz und der Kultursenatorin eine Vertrauensgrundlage aufzubauen. Daran hat sich seither nichts geändert. Vor diesem Hintergrund wird seine Berufung zum Vorstandsvorsitzenden mit vorsichtigem Optimismus begleitet. Dabei spielt auch eine Rolle, dass Verdes als Intimus von Florentino Perez gilt, der die spanische Konzernmutter ACS führt.

Dabei ist indessen große Sorgfalt geboten, denn ACS bedeutet auch: Goldman Sachs. Diese weltweit tätige US-Investmentbank hat die Übernahme von Hochtief wesentlich finanziert. Es bleibt jedoch bei der aufseiten des Senats formulierten Zeitvorgabe, dass bis Weihnachten ein tragfähiges Verhandlungsergebnis über die angestrebte juristische Neuordnungsvereinbarung erzielt werden muss. Bislang sind diese Gespräche vor allem deshalb zähflüssig verlaufen, weil es um die Frage geht, wer für die zahlreichen Planungsfehler zur Kasse gebeten wird.

Unterdessen ist bei Hochtief ein Personalabbau geplant. Rund 700 Stellen sollen nach Informationen der "Wirtschaftswoche" vor allem in Deutschland gestrichen werden. Davon sei auch die Niederlassung in Hamburg betroffen.