Die 15. Plattdeutsche Buchmesse gastierte zum ersten Mal im Ohnsorg-Theater. Johannes Nicholas Nölting (11) aus Iserbrook war dabei.

St. Georg. Der elfjährige Johannes Nicholas Nölting aus Iserbrook ist einer dieser vermeintlichen Exoten, deren Muttersprache Plattdeutsch ist. Von Anfang an, sagt der Junge, hätten seine Eltern - die beide von der Insel Fehmarn stammen - mit ihm nur Platt geschnackt, Hochdeutsch habe er dann als kleines Kind einmal in der Woche von seiner Tante und seinem Onkel gelernt: "Ich nenne das 'mein Mittwochsdeutsch'", erzählt er und legt einen weiteren Papierrohling in die Buttonmaschine ein. Einmal fest drücken, und schon ist der "Lütt Schieter"-Button fertig, mit dem die Internetplattform plattolio.de seiner Mutter Christianne Werbung in eigener Sache betreibt.

Diese private Initiative - Schirmherr ist Henning Voscherau -, die mithilfe von Spenden plattdeutsches Unterrichtsmaterial an interessierte Schulen verteilt, nahm gemeinsam mit 46 Verlagen aus neun Bundesländern auf Einladung der Hamburger Carl-Toepfer-Stiftung und des Bremer Instituts für niederdeutsche Sprache (INS) an der diesjährigen Plattdeutschen Buchmesse teil. Dort wurden am Wochenende rund 500 Buchtitel präsentiert, vom bebilderten Kinderbuch bis hin zur plattdeutschen Übersetzung von Ildikó von Kürthys Bestseller "Schwerelos". Das Besondere: In ihrem 15. Jahr war die Buchmesse aus dem Lichtwarksaal der Stiftung erstmals ins Ohnsorg-Theater am Hauptbahnhof umgezogen. "Da schließt sich ein Kreis", sagte Intendant Christian Seeler während der Preisverleihung zum "Plattdeutschen Buch des Jahres 2012", der an den Literaturwissenschaftler Arnold Hückstädt für sein Werk "Gestatten? Fritz Reuter. Das Kennenlernbuch" aus dem Rostocker Hinstorff Verlag ging.

"Unser Theatergründer Richard Ohnsorg", so Seeler, "hatte ja auf Geheiß seiner Großmutter erst einmal was Anständiges lernen müssen. So wurde er Bibliothekar. Ansonsten hätte seine Oma sich nämlich 'opgebommelt' ..."

Der neue Standort kam durchweg gut an. Gelobt wurden der großzügigere Platz und das Licht im Foyer, dazu die Ohnsorg-Studiobühne für Lesungen, vor allem aber auch die Möglichkeit zum Ausruhen und Hinsetzen bei Kaffee und Kuchen: Denn obwohl das Plattdeutsche stetig (aber langsam) seine Präsenz in jüngeren norddeutschen Kehlen vergrößert, lag das Durchschnittsalter der Messebesucher doch so um die 55 plus.

"Die meisten plattdeutschen Kinderbücher werden nach wie von Großeltern gekauft", verrät der Internetbuchhändler Heiko Freese, der hauptberuflich als Französisch- und Geschichtslehrer arbeitet. Von www.plattschapp.de könnte er nicht existieren, das sei ein Hobby, das sich gerade mal selber tragen würde. "Dabei geht es beim Plattdeutschen längst nicht nur um den Erhalt eines Kulturguts", fügt Christianne Nölting hinzu, die ihren Magister als plattdeutsche Sprachwissenschaftlerin erlangt hat und als Rundfunkjournalistin arbeitet. "Für mich war meine plattdeutsche Muttersprache die Basis für alle skandinavischen Sprachen - und auch die englischen Vokabeln musste ich nicht so pauken wie meine Mitschüler." Und genau das will sie auch ihrem Sohn Johannes ersparen.