Stadt kürzt Finanzierung des Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters im UKE. Geldgeber gesucht.

Hamburg. Für jährlich rund 700 Kinder ist die Ambulanz des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) die Endstation nach einem massiven Drogenrausch. Besonders ein extremer Alkoholkonsum oder Cannabis in rauhen Mengen gehören zum Alltag einer immer größer werdenden Gruppe von Kindern und Jugendlichen in Hamburg. Und für die, die in eine gefährliche Suchtspirale geraten, ist oftmals eine stationäre Behandlung im DZSKJ die einzige Rettung.

"Wir haben eine wesentlich höhere Nachfrage von Hilfesuchenden als dass wir Hilfe leisten können", erklärt Professor Rainer Thomasius, Leiter des Suchtzentrums. "Deshalb ist es so wichtig, dass wir mit unserer Forschungsarbeit dafür sorgen, dass es bei Jugendlichen erst gar nicht zu einer Sucht kommt." Über Monate hinweg hing das Bestehen des Zentrums am seidenen Faden, seitdem beschlossen wurde, dass die Stadt Hamburg statt 288 000 Euro nur noch 100 000 Euro pro Jahr für das Zentrum bezahlt.

Um die Einrichtung zu retten, haben sich Rainer Thomasius und die Leitung des UKE nun entschieden, einen anderen Weg der Finanzierung zu beschreiten: Das DZSKJ soll eine Stiftung werden.

"Es wäre außerordentlich hilfreich und nutzbringend, wenn eine größere Hamburger Stiftung oder auch eine Privatperson das Institut durch eine längerfristig angelegte Förderung oder Spende unterstützen würde", sagt Professor Guido Sauter, ärztlicher Direktor des UKE. "Wir sind sicher, dass es in Hamburg Persönlichkeiten gibt, die für ein so wichtiges Thema bereit sind, Förderung zur Verfügung zu stellen." Auch Rainer Thomasius sieht in der Idee, eine Stiftung zu gründen, einen Rettungsanker. "Alleine durch die Einwerbung von Drittmitteln könnten wir unsere Arbeit nicht in dem Rahmen fortführen", erklärt der Kinder- und Jugendpsychiater. "Sollten wir jetzt einen Unterstützer finden, kann das die Rettung sein."

Seit fünf Jahren wurde dem Institut eine Förderung der Stadt in Höhe von 288 000 Euro pro Jahr zugesichert. In den kommenden fünf Jahren wird die Finanzierung nun auf 100 000 Euro als sogenannte Sockelfinanzierung heruntergefahren. Der Fördervertrag war 2011 ausgelaufen. Im Folgevertrag wurde die Absenkung festgeschrieben. Die Argumentation der Wissenschaftsbehörde: Für das Fachzentrum für Suchtprävention und die Drogenambulanz wird weiterhin Unterstützung zugesichert. Die Forschung soll aus Drittmitteln finanziert werden - für Einrichtungsleiter Rainer Thomasius eine unrealistische Vorstellung.

"Um die Drittmittel einzuwerben, bedarf es groß angelegten Bewerbungen, die nur von meinen vier Mitarbeitern - alles qualifizierte Suchtforscher - bewältigt werden können", sagt Thomasius. "Wenn ich diese nicht mehr bezahlen kann, bekommen wir ein Problem." Im vergangenen Jahr konnte das Institut Drittmittel in Höhe von 867 534 Euro einwerben, die überwiegend aus Geld der Europäischen Union, Bundesministerien, Stiftungen und Vereinen stammten.

Auch Guido Sauter vom UKE bedauert die Kürzungen. "Man muss aber realistisch sein und sehen, dass es momentan leider mehr wichtige Projekte gibt, als Geld zur Verfügung steht", sagt der Direktor. Grundsätzlich misst er dem Institut eine sehr große Bedeutung bei. "Das DZSKJ hat sich innerhalb weniger Jahre zu einer hervorragend arbeitenden Einrichtung der Suchtmedizin für Kinder und Jugendliche mit großer nationaler wie internationaler Sichtbarkeit entwickelt", sagt Guido Sauter.

Der Schwerpunkt des Instituts liegt neben einem Weiterbildungsangebot für Einrichtungen der Drogenhilfe und Drogenprävention in Hamburg auf der Erforschung der webbasierten Prävention. Dort beschäftigen sich die Wissenschaftler mit der Frage, wie Kinder und Jugendliche mithilfe des Internets für das Thema Drogenkonsum sensibilisiert werden und einer Sucht vorbeugen können. Ein weiterer Bereich ist die Untersuchung von Kindern suchtkranker Eltern, die ebenfalls ein erhöhtes Risiko für die Entwicklungen von psychischen Störungen aufweisen. Dies sind nur zwei der 19 aktuellen Projekte des Instituts, "und ich hoffe, dass wir auch in Zukunft mit einem solchen Anspruch und mit diesem Erfolg weiterarbeiten können", sagt Rainer Thomasius.