Der Senat plant eine grundlegende Erneuerung des Kongresszentrums. Die Bauarbeiten sollen nicht vor 2017 beginnen und zwei Jahre dauern.

St. Pauli. Das Congress Center Hamburg (CCH) feiert im kommenden Jahr seinen 40. Geburtstag. Doch der Glanz vergangener Zeiten ist längst verblasst. Der markante Gebäudekomplex ist in die Jahre gekommen, der Sanierungsstau gewaltig. Das Problem ist bekannt und durch zahlreiche Gutachten belegt. Die Politik fordert die Stadt seit Langem zum Handeln auf - und jetzt scheint es dem Senat wirklich ernst zu sein. Es gab eine erste wegweisende Entscheidung: "Das CCH wird revitalisiert und bleibt damit an seinem jetzigen erstklassigen Standort", sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). Also keine Diskussion mehr über eine Verlegung oder einen Abriss.

Und auch über die Zukunft hat sich die Stadt als Eigentümerin schon Gedanken gemacht: Das CCH in seiner aktuellen Form sei nicht mehr zeitgemäß. Es müsse im Zuge der Erneuerung umgebaut werden, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein, sagte Senator Horch.

Allerdings wird es noch einige Zeit dauern, bis die Bauarbeiten im CCH beginnen können. Ein Start der Sanierung ist frühestens für 2017 geplant, eine Neueröffnung wäre dann nach etwa zwei Jahren Bauzeit im Jahr 2019 realistisch. Während der Sanierung bleibt das CCH geschlossen.

Aber zunächst muss die Finanzierung stehen. Die Modernisierung kostet nach ersten Schätzungen mindestens 100 Millionen Euro. Deshalb wird eine in der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation angesiedelte Projektgruppe jetzt nach potenziellen Investoren oder auch möglichen Betreibern suchen. Die Ergebnisse sollen dem Senat dann bis zum Sommer 2013 zur Entscheidung vorgelegt werden. Die Leitung und Koordinierung des Projekts hat Hellmut Körner, ehemaliger Leiter des Planungsstabs der Senatskanzlei, übernommen. Eine Teil-Privatisierung des CCH sei eine mögliche Option, sagte Hellmut Körner. Auch der Bau eines weiteren Hotels an dem Standort wird laut Körner geprüft: "Die Nachfrage nach Hotels in direkter Umgebung des CCH ist groß."

In den vergangenen Monaten hat Körner Kongresszentren im In- und Ausland besucht, um sich einen Überblick über die Wettbewerber zu verschaffen, und Gespräche mit Experten und möglichen Investoren geführt. Dabei habe er "wichtige Erkenntnisse zur Entwicklung des internationalen Kongressmarkts, zu den veränderten Anforderungen der Kongressveranstalter an die Räumlichkeiten und zur Akquisitionsstrategie der jeweiligen Zentren gesammelt", sagte Körner. Ziel müsse es sein, künftig vor allem große Kongresse für das CCH zu gewinnen.

Senator Horch ergänzte: "Die Zeiten, als Schlagergrößen wie Udo Jürgens hier Konzerte in den großen Sälen gegeben haben, sind vorbei." In der Akquisition sollten Standort, CCH, Wirtschaft und Wissenschaft nach dem Vorbild anderer Städte eng zusammenarbeiten", sagte Horch.

Das CCH muss sich neu ausrichten, um mit anderen bekannten Kongressstandorten mithalten zu können. Das beweisen die Zahlen: Im Jahr 2001 kamen rund 515 000 Menschen zu Veranstaltungen im CCH, im vergangenen Jahr waren es nur noch 335 750 - ein Verlust von knapp 180 000 Besuchern.

Die Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC), die das CCH betreibt, begrüßte die Entscheidung der Stadt: "Wir freuen uns über das Bekenntnis zum CCH am jetzigen Standort", sagte Sprecher Karsten Broockmann.

Dagegen äußerte die CDU-Wirtschaftsexpertin Karin Prien Kritik: "Das dauert alles zu lange. Der SPD-Senat ist spätestens seit der Regierungsübernahme Anfang 2011 über den Sanierungsstau umfassend informiert, aber passiert ist erst mal nichts." Es solle nicht weiter die Zeit mit Projektgruppen vergeudet, sondern endlich ein stichhaltiges Sanierungskonzept samt Finanzierung vorgelegt werden, so Prien. Auch Grünen-Wirtschaftsexperte Anjes Tjarks macht Druck: "Es ist gut, dass die Stadt jetzt endlich an einem Konzept für eine Neuausrichtung arbeitet. Die Umsetzung muss schnell erfolgen, das marode CCH ist so auf die Dauer nicht mehr wettbewerbsfähig."

Für Jan Balcke, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, steht fest: "Die Stadt wird die Sanierung des CCH nicht alleine schultern können." Deshalb sei es richtig, frühzeitig die Sanierungsnotwendigkeiten mit einer strategischen Weiterentwicklung des CCH zu verknüpfen. Um im internationalen Kongressgeschäft bestehen zu können, seien frische Ideen notwendig. Eine bloße Instandsetzung der bestehenden Infrastruktur werde da nicht ausreichen.