Der Bau der umstrittenen Einrichtung in Langenbek soll bald beginnen. Die meisten Anwohner stehen dahinter, andere protestieren.

Langenbek. "Der Tod fragt nicht nach Alter, Geschlecht, Herkunft oder sozialem Stand", sagt Ian Karan. "Aus tiefster Überzeugung" unterstütze er daher den Bau eines Hospizes im Hamburger Süden. Damit ist der frühere Wirtschaftssenator nicht allein.

Auch der ehemalige Bürgermeister Ole von Beust (CDU), die heutige Zweite Bürgermeisterin Dorothee Stapelfeldt (SPD), die ehemalige Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU), der frühere UKE-Chef Jörg Debatin, Ex-"Tagesschau"-Sprecher Wilhelm Wieben und Elmar Lampson, Präsident der Hochschule für Musik und Theater, setzen sich für den Bau der Einrichtung im kleinen Stadtteil Langenbek ein.

+++ Hospize in Hamburg +++

"Sie haben alle sehr schnell gesagt: Das ist eine prima Sache, da mache ich mit", sagt Harald Krüger, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Harburg. Einige der Prominenten werden auch an dem ersten symbolischen Spatenstich für das Projekt am 20. September teilnehmen, unter anderen Ole von Beust. "Wir alle wollen die letzten Wochen und Tage des Lebens in Würde, ohne Schmerzen und liebevoll umsorgt verbringen", begründet der Altbürgermeister seine Unterstützung. "Solange es uns gut geht, verdrängen wir aber diesen Gedanken." Hospize ermöglichten dieses Sterben in Würde und seien darüber hinaus eine Entlastung für die Angehörigen.

Dennoch ist das Projekt nicht unumstritten. Als bekannt wurde, dass das DRK das Gemeindehaus der evangelischen Kirche, das in einem Wohngebiet am Blättnerring liegt, kaufen und in ein Hospiz umbauen will, regte sich Protest. Einige wenige Anwohner fürchteten um den Wert ihrer Reihen- oder Einfamilienhäuser, wenn der Tod in der Nachbarschaft allgegenwärtig ist. Dabei kamen auch zum Teil absurde Einwände auf, wie zum Beispiel: Darf ich noch meine Kinder im Garten spielen lassen? Kann ich da noch mit meinem Hund vorbeigehen? Fahren künftig ständig Leichenwagen durch unsere Straße?

Über den Protest wurde bundesweit berichtet, erst kürzlich wieder in der ARD. Nicht selten ging dabei unter, dass die meisten Langenbeker dem Projekt wohlwollend gegenüberstehen. Viele Bewohner, nicht nur Ältere, begrüßen es sogar ausdrücklich, dass es künftig auch südlich der Elbe eine Einrichtung gibt, in der sie oder ihre Angehörigen würdevoll aus dem Leben scheiden können. "Sterben ist ein Teil des Menschseins", betont auch Dorothee Stapelfeldt. "Hieraus erwächst uns allen die Verantwortung, menschlich mit dem Thema Tod umzugehen."

Abgesehen von den anfänglichen Akzeptanzproblemen muss das DRK aber auch noch einige baurechtliche Hürden überwinden. So gibt es nach Krügers Auskunft noch Einwände wegen des möglichen Lärms, des Verkehrsaufkommens und der Stellplätze, die im Bezirksamt Harburg geprüft werden müssten.

Der DRK-Chef sieht aber keine unüberwindlichen Probleme. "Wir haben mehr Stellplätze als vorgeschrieben und bauen sogar niedriger, als es theoretisch erlaubt wäre." Daher hoffe er auf eine baldige Baugenehmigung, um die Einrichtung im Mai 2013 eröffnen zu können.

Das Rote Kreuz investiert drei Millionen Euro in den Erwerb und den Umbau der Immobilie. Je 300 000 Euro haben die Deutsche Fernsehlotterie und der Hospizverein für den Hamburger Süden beigesteuert. Dennoch ist die Einrichtung auch weiterhin auf private Zuwendungen angewiesen. Krüger hofft dabei auch auf die Vorbildfunktion der prominenten Unterstützer. Wilhelm Wieben bringt seine Motivation so auf den Punkt: "Ich spende, damit niemand einsam sterben muss."

Das ist nämlich, Hospiz hin oder her, eine nicht unwahrscheinliche Perspektive. Denn im Einzugsgebiet der Einrichtung leben 300 000 Menschen - die Zahl der Zimmer für Sterbende im Hospiz beträgt zwölf.

DRK-Spendenkonto "Hospiz für Hamburgs Süden" Konto 1262 208 208, Hamburger Sparkasse, Bankleitzahl 200 505 50