Der frühere Senatssprecher erlebte in diesem Amt vier Bürgermeister

Hamburg. Er war ein exzellenter Kenner der Rathauspolitik und vieler ihrer Akteure, er war ein kluger Analytiker, der auch seine Partei, die SPD, bisweilen nicht schonte: Jetzt ist Paul Otto Vogel, der langjährige Sprecher des Senats, kurz vor Vollendung seines 89. Lebensjahres in Hamburg gestorben.

Von 1964 bis 1978 leitete Vogel die Staatliche Pressestelle, wie die Senatspressestelle damals noch etwas pompös hieß. Vogel, selbst ein leidenschaftlicher Journalist, erlebte in diesem Amt vier Bürgermeister: die Sozialdemokraten Paul Nevermann, Herbert Weichmann, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband, Peter Schulz und schließlich Hans-Ulrich Klose.

Auch nach seinem Abschied aus dem Rathaus engagierte sich Vogel für die Stadt: Er leitete das Büro der Hamburg-Werbung, und nach einem Abstecher zum Bonner Bundespresseamt wurde Vogel Medienbeauftragter und schließlich Senatsbeauftragter für den 800. Hafengeburtstag 1989.

Nach seiner Pensionierung meldete sich Paul Otto Vogel als Kolumnist des Abendblatts politisch zu Wort. Mal nahm er die FDP scharfzüngig aufs Korn ("Lauter laute Leichtgewichte"), dann attackierte er seine Parteifreunde: Sozialdemokraten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, die sich Feierlichkeiten und Ferienreisen bezahlen ließen. "Haben unsere Freunde die Bodenhaftung verloren?", fragte Vogel und erinnerte an den 70. Geburtstag von Herbert Weichmann: "Am 23. Februar 1966 standen wir mitten im Wahlkampf, da gab es Arbeit, Würstchen mit Salat vom Rathausmarkt und ein Glas Sekt."

Vogel wurde in Baden bei Wien geboren. Die Familie zog nach Berlin und später nach Dortmund. Vogel volontierte nach dem Zweiten Weltkrieg bei der "Westfälischen Rundschau", die er als stellvertretender Chefredakteur 1964 verließ. Vogels Frau Grete starb 2006, er hinterlässt eine Tochter.