Die internationale Klasse der Rudolf-Roß-Grundschule hat sich für ein Buchprojekt mit Hamburg und der Heimat ihrer Eltern beschäftigt.

Neustadt. Zwei Lieblingsorte hat der neun Jahre alte Paul in Hamburg, und es fällt ihm ganz schön schwer, sich für einen zu entscheiden. Der eine ist der Flughafen, nicht wegen der großen Maschinen, sondern weil er der Anfang seiner Reisen nach Ghana und damit die Verbindung zu seiner Oma ist. Pauls zweiter Lieblingsort übt eine ganz andere Anziehung auf den Viertklässler aus: Es ist der Snackautomat der nahe gelegenen U-Bahn-Haltestelle.

Pauls Eltern kommen aus Ghana, geboren ist er in Hamburg. So wie die meisten seiner Klassenkameraden, deren Eltern aus Japan stammen oder aus dem Iran, aus der Türkei oder aus Großbritannien, und die nun da wohnen, wo sich die Kulturen schon seit Jahrhunderten begegnen. "Wir Kinder vom Hafen" heißt ein interkulturelles Buchprojekt, das die damals 3. Klasse der Rudolf-Roß-Grundschule in der Neustadt im vergangenen Schuljahr vorbereitet hat. In dieser Woche haben sie das Ergebnis endlich als gedrucktes Buch erhalten. Auflage: 100 Stück. Ob es von einem Verlag in größerer Stückzahl auf den Markt gebracht wird, ist noch offen.

Zum Projekt gehörten Ausflüge zum Elbtunnel und zum Dockland, auch eine Barkassenfahrt haben sie gemacht und Interviews mit ihren Eltern und Großeltern geführt. Die Kinder sollten sich mit ihrer Herkunft beschäftigen und untereinander austauschen. Sie sollten aber auch die Gegenwart erkunden und den Ort, an dem sie heute zu Hause sind. Deshalb haben sie Stadtpläne gewälzt, ihre Lieblingsorte gemalt, Steckbriefe geschrieben und sich über ihre unterschiedlichen Muttersprachen unterhalten. Vor allem aber haben sie gelernt, dass wirklich jeder eine spannende Geschichte über seine Herkunft zu erzählen hat. So kann Paul zwar viel Exotisches aus Afrika berichten und Jamie weiß, dass es in England erst am 25. Dezember Weihnachtsgeschenke gibt. Aber auch Johanns Mutter kommt aus einer etwas anderen Welt - eine Welt, in der alles grün sei und wenige Autos fahren würden, sagt er. Und meint: Süddeutschland.