Die Besitzer müssen den Dreck ihrer Tiere entfernen, doch viele lassen ihn liegen. Altona will 200 Euro Bußgeld kassieren.

Hamburg. Glück hat ihr der stinkende Haufen bislang noch nicht gebracht. Im Gegenteil: Haufenweise Ärger sind die vielen Hinterlassenschaften der Vierbeiner, die Gisela Schröder nach der Schneeschmelze in diesen Tagen von den Gehwegen und aus den Blumenbeeten am Straßenrand kehrt. Damit nicht ständig einer der Mitbewohner hineintritt. Und den stinkenden Kot im Treppenhaus verteilt. Der Schnee ist weg. Und was bleibt, ist jede Menge Müll und haufenweise Hundedreck. "Ich kann mir das nicht länger ansehen", sagt die 74-Jährige aus der Telemannstraße in Eimsbüttel. Und nimmt sich der Sache an. Jeden Tag schaufelt sie den Kot aus dem Straßenbegleitgrün, dessen Patenschaft sie übernommen hat, hängt Tüten für die Hundehalter am Gartenzaun auf. 50.000 Hunde sind in Hamburg gemeldet, die rund 12.000 Kilo Kot pro Tag produzieren. Doch allzu oft bleibt das "Geschäft" liegen.

Laut Hamburger Hundegesetz sind die Besitzer selbst verpflichtet, den Dreck ihrer Tiere wegzumachen. Doch viele halten sich nicht daran. Auf dem Grünstreifen an der Haakestraße im Bezirk Harburg liegt alle 30 Zentimeter ein Haufen. Reine Slalom-Parcours sind auch die Gaußstraße in Ottensen und die Schmuckstraße auf St. Pauli. Der Telemannstraße verliehen Anwohner 2009 sogar den zweifelhaften Titel "Dog Shit Award" (Hundekot-Preis) als verdrecktester Abschnitt der Stadt. Hier türmen sich Haufen auf Haufen.

Doch geahndet werden die Verstöße höchst selten. Auf Anfrage des Abendblatts räumte das Bezirksamt Mitte, das die Statistik für ganz Hamburg führt, ein: "Im vergangenen Jahr haben die Mitarbeiter der Bezirklichen Ordnungsdienste (BOD) in allen sieben Bezirken 2840 Verstöße gegen das Hundegesetz registriert." Das sind weniger als einer pro Tag und Bezirk. Und: Weniger als ein Prozent der Bußgelder galt dem Hundekot.

"Das Problem ist, dass der BOD den Hundehalter und seinen Vierbeiner auf frischer Tat ertappen muss", sagt Sprecher Lars Schmitz. "Erst dann können wir verwarnen. Und wer dann reagiert, bekommt kein Bußgeld." Die Folge: Sowohl im Bezirk Wandsbek als auch in Nord wurden im vergangenen Jahr nur jeweils fünf Verwarngelder erhoben. 35 Euro pro Fall. "Wir haben aber leider keine Möglichkeit, die Verursacher zu ermitteln", sagt Peter Hansen vom Bezirk Nord. Genau das hatte im vergangenen Jahr der Rostocker CDU-Landtagsabgeordnete Peter Stein gefordert.

Er machte den Vorschlag, mithilfe von Gentests die Verursacher der Hinterlassenschaften zu ermitteln. Die Idee war zu teuer. Mit dem Einsatz von "Häufchen-Spitzeln" machte hingegen die fränkische Kleinstadt Rehau Schlagzeilen. Wer nachlässige Hundehalter ertappte und möglichst fotografierte, sollte aus der Stadtkasse 20 Euro bekommen. Allein die Androhung fruchtete. "Wir haben kein Problem mehr", heißt es aus dem Rathaus. In Lauenburg geht die Stadt seit Februar mit der Plakat-Aktion "Scheiße gelaufen" gegen das Dilemma Hundekot vor. Und in Berlin fordert Stadtrat Jens-Holger Kirchner sogar, die Hundesteuer abzuschaffen, damit Halter animiert werden, die Kothaufen ihrer Tiere wegzuräumen. In Hamburg gibt es derartige Pläne nicht. Aus der Behörde für Gesundheit und Soziales heißt es: "Das Thema Hundekot ist uns als akutes Problem nicht bekannt." Der Bezirk Altona macht jetzt als erster Bezirk Ernst - und handelt. So sollen künftig Bußgelder in Höhe von 30 bis 200 Euro direkt verlangt werden. Verwarnungen gibt es nicht mehr.