Angesichts der „katastrophalen“ Haushaltslage sei es “schamlos“, auf Kosten der Öffentlichkeit ein Festmahl auszurichten.

Hamburg. Auch wenn damals, im Jahr 1356, noch mit den Fingern gegessen wurde und geschenkte Messer als höfliche Geste galten - ein Aspekt des Matthiae-Mahls klang immer schon vornehm: Gefeiert werde, "wenn die Zeitläufte es erlauben", hieß es. Dieses pragmatische und damit sehr hanseatische Motto heißt im Klartext: Wenn die Zeiten schlecht sind, lädt man nicht auf Stadtkosten Hunderte Gäste zum Festmahl ins Rathaus ein.

Aber wie schlecht sind die Zeiten? "Katastrophal" ist nach Ansicht der Linksfraktion die Haushaltslage. Und während überall in der Stadt der Rotstift regiere, da gehöre es sich nicht, wie geplant am 19. Februar 400 Gäste zum 654. Matthiae-Mahl zu laden. "Schamlos" sei es, für eher wohlhabende Bürger auf Kosten der Öffentlichkeit ein Festmahl auszurichten, während der Senat das Essensgeld in Kitas und Krippen erhöhe, sagte Christiane Schneider (Die Linke).

Als Gäste haben für dieses Jahr beispielsweise der ungarische Staatspräsident László Sólyom, der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) und Marianne Birthler, Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen, zugesagt. 108 000 Euro wird das traditionelle Essen kosten, etwa 270 Euro pro Person.

Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hatte im vergangenen Jahr gesagt, in Zeiten der Wirtschaftskrise vermittele das traditionsreiche Essen Zuversicht und versichere gegenseitige Unterstützung der Menschen. Linke-Politikerin Christiane Schneider bezeichnet das Essen als "Elitenspeisung". Vor der wachsenden Kluft zwischen Reich und Arm werde das Matthiae-Mahl zum Sinnbild elitärer Abgehobenheit. Die Linke fragte den Senat auch, ob Arbeits- oder Wohnungslose als Betroffene der Krise eingeladen seien. Antwort: Nein. Weil die Linke der Ansicht ist, dass die geladenen Gäste durchaus selber für das festliche Essen zahlen könnten, fordern sie in einem Antrag an die Bürgerschaft, alternativ über ein "Eintrittsgeld" das Fest zu finanzieren. Die Vorgabe "Wenn die Zeitläufte es erlauben" wurde tatsächlich schon angewendet. Im Elend der Nachkriegsjahre beispielsweise fiel der Festschmaus mehrmals aus.