Spatenstich für eines der größten Neubaugebiete Hamburgs: Am UCI-Kino in Othmarschen werden 800 Wohnungen gebaut - mindestens.

Othmarschen. Es dürfte in den kommenden Jahren eines der größten Neubaugebiete Hamburgs werden und steht ein wenig im Schatten der Neuen Mitte Altonas. Am UCI-Kino an der Autobahnauffahrt Othmarschen ist gestern der symbolische erste Spatenstich für ein neues Wohnquartier gefeiert worden. Die FPC First Properties Company GmbH und das Hamburger Unternehmen Behrendt Wohnungsbau planen dort rund 800 neue Wohnungen. Immerhin halb so viel, wie aktuell auch in der Neuen Mitte Altona geplant sind, die wiederum nach der HafenCity als zweitgrößtes Neubauprojekt der Stadt gilt. Dort dürfte es aber noch eine Weile bis zur Realisierung dauern, zumal es ein intensives Bürgerbeteiligungsverfahren gibt.

Anders in Othmarschen: Die Planung ging bisher geräuschlos voran. Dort sollen bereits im kommenden Jahr die ersten Wohnungen gebaut werden, 2017 wird voraussichtlich das Gebiet fertig sein: 33 Prozent der neuen Wohnungen in Othmarschen werden dabei als frei finanzierte Mietwohnungen gebaut, ein weiteres Drittel als geförderte Sozialwohnungen sowie ein Drittel als Eigentumswohnungen. Der Projektname, mit dem vor Ort an der Behringstraße auf großen Tafeln geworben wird: Othmarscher Höfe.

Geplant ist in dem ehemaligen Gewerbegebiet auch ein neuer Kindergarten mit rund 80 Plätzen. Unmittelbar am UCI-Parkhaus wird das Unternehmen Meridian Spa auf der Fläche außerdem eine neue Freizeit- und Wellness-Anlage bauen, kündigten die Investoren am Freitag an. Entlang der Behringstraße solle zudem ein Gebäuderiegel mit rund 4000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche im Erdgeschoss entstehen. Hier würden ein Lebensmittelmarkt, eine Apotheke, Bäckerei sowie eine Drogerie einziehen.

Die neuen Gebäude werden mit vielen grünen Innenhöfen geplant und sollen die Struktur der typischen Wohnquartiere Altonas aus den 1920er-Jahren wieder aufnehmen. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sprach bei der Spatenstichfeier daher von einem "Quartier der kurzen Wege", die modernen Städtebau auszeichneten. Seinem Ziel, 6000 Wohnungen pro Jahr neu in Hamburg zu bauen, dürften die Othmarscher Höfe eben ein gutes Stück mitunterstützen. Schon jetzt soll nach bisher unbestätigten Informationen aus der Immobilienbranche die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Hamburg 6000 fast erreicht haben.

Offensichtlich lohnt sich Tempo in dieser Sache: Denn eigentlich war auf der großen Othmarscher Freifläche zunächst etwas anderes geplant. Ursprünglich standen dort um 1900 große Gewerbebetriebe, etwa eine Marmorschleiferei und eine Brauerei. Ein großer Teil des Areals gehörte zu einer Margarinefabrik der Union Lebensmittelwerke, die erst 1998 abgerissen wurde. Im Nordteil des früheren Fabrikgeländes wurden bereits von 2001 bis 2006 rund 800 Miet- und Eigentumswohnungen gebaut. Die große freie Fläche am Kino allerdings sollte für Gewerbebetriebe freigehalten werden. Doch es fand sich kein Interessent, während der Wohnraummangel in der Stadt immer deutlicher wurde. 15 Jahre lang lag das Gelände brach, wurde zum Refugium von Kiebitzen und Schmetterlingen - für die jetzt an anderer Stelle eine Ausgleichsfläche geschaffen werden muss. Lediglich als Startplatz für Heißluftballons konnte das Gelände genutzt werden.

Vor einigen Jahren entstand dann die Idee, erstmalig im großen Stil in Hamburg ein Gewerbegebiet in ein Wohngebet umzuwandeln. 2009 erwarb FPC das Grundstück, um dort Wohnungsbau zu realisieren. Anfangs gab es zwar noch Widerstände der Wirtschaftsbehörde, doch die wurden noch vom schwarz-grünen Senat mit Blick auf das Wohnungsthema abgebügelt. Verglichen mit anderen Planverfahren arbeitete der Bezirk Altona daher den Bebauungsplan in Rekordzeit um. Ähnliches strebt die Bezirkspolitik derzeit auch noch für etwas kleinere benachbarte Flächen an. Im Blickfeld ist dabei vor allem der geplante Lärmschutz-Deckel über der A 7, der bisher nicht bis Othmarschen reichen soll. Eine Verlängerung des Deckels, so die Argumente in Altona, könnten aber durch die Ausweisung weiterer Wohnbauflächen finanziert werden. Ursprünglich hatte der Senat eine solche Idee aus Kostengründen abgelehnt, weil dazu auch eine Autobahnmeisterei umgesiedelt werden muss. "Jetzt wird unsere Forderung aber doch noch einmal geprüft", sagte Thomas Adrian, SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung am Freitag während der Spatenstichfeier.

Sollte sich der Bezirk Altona durchsetzen mit seinem Wunsch, könnte Othmarschen in Sachen Wohnungsneubau sogar ebenbürtig mit der Neuen Mitte Altona werden. Dann könnten dort, so die Schätzung der Bezirkspolitiker, insgesamt einmal bis zu 1500 Wohnungen gebaut werden.

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