Traditionell darf der Oppositionsführer die Haushaltsberatungen eröffnen. CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich nutzte das zu einer fast 50-minütigen Generalabrechnung mit dem SPD-Senat - die längste Rede des Tages. Dabei blieb der Ex-Sozial-senator, der sich weitgehend an sein Manuskript hielt, im Ton ruhig und freundlich, übte in der Sache aber scharfe Kritik. Mehrfach warf Wersich dem Senat vor, "versagt" zu haben, weil er alle seine haushaltspolitischen Vorgaben breche. Bürgermeister Scholz habe "keine Skrupel" gehabt, mit teuren Wahlversprechen an die Macht zu gelangen. Einmal teilte Wersich sogar unter der Gürtellinie aus, als er der Justizsenatorin bescheinigte, sie könne "immerhin auch lange Texte fehlerfrei ablesen". Trotz dieser verbalen Nadelstiche blieb Wersich im Auftritt staatstragend, forderte etwa eine gemeinsame "Kraftanstrengung von Politik, Bürgern, Politik und Medien" zur Haushaltssanierung und verzichtete auf große Gesten. Fazit: eine gute, aber wenig kämpferische Rede, die die Abgeordneten daher nicht von den Stühlen riss.