Zweifellos, der Vorsitzende der SPD-Fraktion hat ein Talent, öffentlich zu reden. Das nutzte er auch gestern in der Generaldebatte. Statt buchstabengetreu am vorbereiteten Manuskript zu kleben, interpretierte er seinen Text frei, versuchte, auf Zwischenrufe zu reagieren, und setzte Gesten sparsam, aber treffsicher ein. Die Technik beherrscht er. Und doch wirkte Dressels Widerrede auf die Oppositionskritik unstrukturiert und wenig inspiriert. Statt eigene Worte zu finden, zitierte er lieber die Bürgermeisterrede zum Wohnungsbau aus der vergangenen Bürgerschaftssitzung und beschwor wie sein Chef die Bedeutung der überparteilichen Zusammenarbeit in diesem Bereich. Statt sich tatsächlich mit der Kritik auseinanderzusetzen, bemühte Dressel die Pläne der SPD und hob den Wahlsieg am 20. Februar hervor. Statt klarer Worte verlor sich Dressel nur allzu gerne in bildhafter Sprache und Politfloskeln, sprach etwa von einer "Schuldenvollbremsung", die nur eine "unsoziale Bremsspur" hinterlassen würde. In Hamburg sagt man: "Doll war das nicht."