Lag es an den beflügelnden Eindrücken seiner gerade beendeten Fernostreise, oder wollte sich der Erste Bürgermeister einmal von einer anderen Seite zeigen? So temperamentvoll und kämpferisch hat man den Redner Scholz bisher kaum erlebt. Keine Bandwurmsätze, kein fast monoton vorgetragener Text, stattdessen sprach Scholz schnell, hob die Stimme am Ende eines Gedankens und machte eine Pause für Beifall seiner Parteifreunde, der meist auch prompt kam. Wenn es ein Kriterium für eine gute Rede ist, sie frei zu halten, dann hielt Scholz eine gute Rede: Kaum einen Satz aus seinem Manuskript übernahm er wörtlich, ganze Passagen ließ er weg. Gut 30 Minuten genügten ihm für seinen ersten Beitrag in einer Generaldebatte. Es war aber mehr eine Wahlkampf- oder Parteitagsrede. Ein guter Debattenredner nimmt Argumente seiner Kritiker auf und versucht, sie zu widerlegen. Das hat Scholz nicht getan. Man kann ihm das als Überheblichkeit auslegen. Das war eine engagierte Rede, aber am Thema Haushalt vorbei.