Piefke, ein kleiner Junge, der durch sein aufgewecktes, plietsches, ja auch naseweises, eben bemerkenswertes Verhalten auffällt, ist bei uns ein "liebenswerter" Piefke. Da sagt man denn bei seinem Erscheinen schon mal: Na, du lütt Piefke, wat gifft dat denn nu wedder? - und schnackt dann fröhlich mit ihm. Herzlich

Hans-Hermann Wölfert, Volksdorf

Anm.: Urspr. war der Piefke durchaus ein norddt. und hamb. Ausdruck, bedeutete so viel wie "kleine Pfeife" und meinte "kleiner Penis". Gegenüber Erwachsenen geriet die Bezeichnung Piefke zum Schimpfwort für einen Dummkopf, weil man unterstellte, dass bei ihm nicht nur ein gewisser Körperteil, sondern auch seine Auffassungsgabe zu klein geraten war. Der Gebrauch wurde nach 1866 überlagert durch das österr. Schimpfwort Piefke für alle Deutschen nördl. der Mainlinie, für die Preußen, für die Berliner und bis 1990 vor allem für die Westberliner, die an der Donau laut und prollig auftraten. Das geht zurück auf die preußischen Militärmusikmeister Gottfried und Rudolf Piefke, die je ein Musikkorps anführten, als nach der Niederlage Österreichs bei Königgrätz 50 000 zackige preußische Soldaten am 31. Juli 1866 ausgerechnet vor den Toren Wiens ihre Siegesparade abhielten. Die besiegten Wiener riefen abfällig: "Die Piefkes kommen!" Viele von ihnen sollen dabei ausgespuckt haben, und manche tun das heute noch.

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