Schwimmende Kraftwerke sollen Schiffsabgase reduzieren. Der Verband Deutscher Reeder erteilt Landstrom-Plänen aber klare Absage.

Hamburg. Das Problem ist lange erkannt, immer wieder weisen Naturschutzorganisationen wie der Nabu auf die Gesundheitsgefahren von Schiffsabgasen hin, eine Versorgung mit sauberem Landstrom ist in Hamburg trotz wiederholter Ankündigungen aber bisher nicht realisiert. Doch nach Abendblatt-Informationen haben die Behörden jetzt einen neuen Anlauf unternommen, um eine solche Anlage zu installieren. Nach Informationen der Wirtschaftsbehörde ist der Chef der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), Jens Maier, gestern in die USA gereist, um sich über Landstrom-Anlagen zu informieren. "In den USA wird eine solche Energieversorgung bereits oft praktiziert, wir wollen sehen, ob es dort Vorbilder für Hamburg gibt", sagte eine Behördensprecherin. Doch auch die schon beim schwarz-grünen Senat angesiedelte Lenkungsgruppe Landstrom steht offenbar kurz davor, neue Ergebnisse zum Thema vorzulegen, zunächst für die beiden Kreuzfahrtterminals. Vorstellbar sei, so heißt es aus Behördenkreisen, dass solche Anlagen als mobile, schwimmende Einheiten auf Bargen den Kreuzfahrtschiffen bereits gestellt werden könnten.

Ob Landstrom aber wirklich eine dauerhafte Lösung ist, um den starken Ausstoß von Stickoxiden und Rußpartikeln im Hafen zu verhindern, wird von Experten immer wieder bezweifelt. Der Verband Deutscher Reeder erteilt den Landstrom-Plänen in einem Positionspapier eine klare Absage, weil viel zu viele unterschiedliche Anschlüsse notwendig seien. Landstrom funktioniere daher nur an Terminals, die wie bei Fährlinien immer wieder von gleichen Schiffen angefahren werden. Besser sei es, so der Verband, die Benutzung von schwefelarmen Treibstoffen zu fördern.

Tatsächlich ist es der Treibstoff, der für die Probleme sorgt, wenn die Schiffsantriebe für die Energieerzeugung während der Liegezeiten weiter betrieben werden. Zwar gelten in Häfen der EU seit gut einem Jahr strengere Schwefel-Grenzwerte als auf hoher See, doch auch die in Häfen benutzten Ölprodukte haben immer noch Schwefelanteile, die weit über denen im Pkw-Diesel liegen. Zudem gibt es kaum vergleichbare Partikelfilter: Allein während der Cruise Days im vergangenen Jahr bliesen die sechs Passagierschiffe daher 1600 Tonnen Kohlendioxid, 20 Tonnen Stickoxide und 1920 Kilogramm Rußpartikel in den Hamburger Himmel, rechnen Naturschützer vor. Testlauf: Wasserkraft für den Eigenbedarf