Staatsanwalt fordert 18-monatige Haftstrafe für Walter F. Der Angeklagte hinterließ schon an mehr als 120 000 Stellen seine Spuren

Barmbek. Nach 20 Verhandlungstagen und mehr als 30 Zeugenaussagen steht der Prozess gegen den "Oz" genannten Graffiti-Sprayer Walter F. vor dem Abschluss. Am Freitag will das Amtsgericht Barmbek ein Urteil verkünden. Es ist möglich, dass der 61-Jährige wegen Sachbeschädigung in 19 Fällen noch einmal hinter Gitter muss.

Während sein Verteidiger - er hält sein Plädoyer erst am Freitag - die Überzeugung vertrat, Walter F. sei ein Künstler und längst zum "Wahrzeichen der Stadt" geworden, geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass es sich bei den Verzierungen des 61-Jährigen, der wegen seines kostspieligen Hobbys bereits mehrere Jahre in Haftanstalten verbracht hat, um profane Schmierereien handelt. Da Walter F. mehrfach einschlägig vorbestraft ist und schon öfter bewiesen hat, dass er sich von Bewährungsstrafen nicht abschrecken lässt, regte der Anklagevertreter in seinem Plädoyer eine 18-monatige Haft an. Negativ kreidete der Staatsanwalt dem Delinquenten unter anderem an, dass er während des laufenden Verfahrens erneut beim Auftragen seiner typischen Schriftzüge "Oz" und "USP" erwischt wurde.

Der Verteidiger des ehemaligen Gärtner-Lehrlings, der nach Schätzungen in den vergangenen 20 Jahren an mehr als 120 000 Stellen in der Stadt seine gemalten, gesprühten oder gekratzten Spuren hinterließ, legte dem Gericht ein Bildband vor, in dem legale Kunstwerke des Mannes zu sehen sind. Kurz vor Prozessbeginn hatte Walter F. bemalte, bunte Wände in einer Galerie im Schanzenviertel präsentiert. Der Angeklagte sei vor dem Richterspruch schon nervös, sagte der Verteidiger. Er habe die Hoffnung, dass es bei einer Geldstrafe bleibe. Eigentlich wolle "Oz" mit seinen meist nächtlichen Aktivitäten ohnehin auch nur Kinder glücklich machen. Deswegen sprühe er auch immer wieder Smileys, Kringel und Spiralen auf ansonsten triste Fassaden, Säulen, Poller und Wände.