Arbeitsministerin Ursula von der Leyen folgte der Einladung des Schulleiters. Sie lobte die Förderung von Kindern aus armen Familien.

Barmbek-Nord. Dass sie sich tatsächlich melden würde, hätte Björn Lengwenus nicht erwartet. "Falls Sie mal einen Schulkenner aus der Praxis brauchen, rufen Sie mich an", hatte der Leiter der Stadtteilschule Barmbek der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen (CDU), gesagt. Die beiden hatten sich in der Sendung von Reinhold Beckmann zum Thema "Kinderarmut" kennengelernt. Von der Leyen rief an. Sie sprach mit dem Barmbeker Schulleiter über das damals geplante Bildungspaket, holte sich Anregungen. Gestern kam die Ministerin in die Schule an der Fraenkelstraße, um zu sehen, wie die Hilfen für arme Kinder hier umgesetzt werden.

Vom Mittagessen aß sie nur das Ratatouille. Die zwei Knödel und das mit Cornflakes panierte Schnitzel ließ sie liegen. Vielleicht lag es daran, dass ein Mittagessen mit Schulleiter und sechs Schülern in der Kantine unentspannt ist, wenn sich Fotografen und Reporter drum herum um die besten Plätze streiten. "Deshalb ist sie auch so dünn", raunte ein Lehrer. Dieses Mittagessen ist neben der kostenlosen Nachhilfe eine der Maßnahmen des Bildungspakets, die an der Schule umgesetzt werden. Alle Kinder, die von Hartz IV leben, können in der neuen Schulkantine ab August kostenlos Mittag essen. An der Stadtteilschule bekommen dank Spenden auch die Schüler von Normalverdienern kostenloses Mittagessen. "Wir haben sehr viel von dieser Schule gelernt. Herr Lengwenus ist ein Vorbild", sagte die Ministerin. Andere Schulen sollten sich daran orientieren.

Weitere Bausteine des bundesweiten Bildungs- und Teilhabepakets sind unter anderem Kostenerstattung von Tagesausflügen und Reisen an Schulen und Kitas, Zuschüsse für Sportvereine in Höhe von monatlich bis zu zehn Euro. "Es ist wichtig, dass diese Kinder nicht stigmatisiert werden", sagte Schulleiter Lengwenus. In Hamburg sind 78 000 Kinder und Jugendliche förderungsberechtigt. Rund 45 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung. "Für Hamburg hat das Bildungspaket ordentlich Rückenwind gebracht", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Der Rückenwind ist bisher aber nur bei einer Minderheit angekommen: Rund ein Drittel der Förderungsberechtigten haben das Geld abgerufen. Von der Leyen fordert daher von den Behörden mehr Engagement: "Sozialarbeiter sollten in diese Familien geschickt werden. Das ist harte Arbeit, das ist Kümmern."