Ex-SPD-Bürgermeister übt Kritik am Kurs des Senats und ist für Rückkauf der Versorgungsnetze

Hamburg. Hamburgs ehemaliger SPD-Bürgermeister Henning Voscherau stellt sich offen gegen die aktuelle Senatslinie und unterstützt das Volksbegehren "Unser Hamburg - unser Netz" zum Rückkauf der Versorgungsnetze. Am Freitag trug er sich vor der Petrikirche in die Liste der Volksinitiative ein.

Dass er sich damit bewusst gegen die Linie seines Parteifreundes, Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), stellt, ist Voscherau klar. "Ich habe schon damals, als der Senat aus Haushaltsnot gezwungen war, die ersten 25 Prozent der Hamburgischen Electricitäts-Werke zu verkaufen, vorgeschlagen, die HEW vorher aufzuspalten und das Netz zu behalten", sagte Voscherau. Dieser Vorschlag sei damals weder beim Finanz- noch beim Umweltsenator auf "fruchtbaren Boden" gefallen. Voscherau ist nach eigenen Aussagen bis heute davon überzeugt, dass "das Netz, die Kunden und sämtliche damit verbundene Arbeitsplätze in öffentliche Verantwortung" gehören.

Die von Olaf Scholz gewählte Linie, sich mit mindestens 25,1 Prozent am Netz zu beteiligen, hält Voscherau für "nicht zielführend". "Ich bin dafür, dass wir substanziellen Einfluss gewinnen und glaube nicht, dass wir das mit 25 Prozent erreichen werden", sagte der ehemalige Bürgermeister.

Dies wolle er "samt der ganzen traurigen Vorgeschichte" auch in einem Brief an Olaf Scholz senden. Noch bis einschließlich 22. Juni sammeln die Helfer der Volksinitiative Unterschriften. Mit Stand Freitagmorgen liegen laut Initiative rund 47 000 Unterschriften vor. 63 000 gültige Unterschriften sind für ein erfolgreiches Volksbegehren nötig. "Wir sind schon auf dem richtigen Weg, müssen aber noch zulegen", sagte Manfred Braasch von der Initiative. Beim Sammeln wird die Initiative jetzt auch von der Türkischen Gemeinde Hamburg unterstützt. Der Vorsitzende der Gemeinde, Hüseyin Yilmaz, hat ebenfalls am Freitag für das Volksbegehren unterschrieben.