Große Abendblatt-Umfrage: Innere Sicherheit für Hamburger das wichtigste Thema - vor Wirtschaft und Finanzen. Noten für die Fraktionschefs

Hamburg. Fragt man 1000 Hamburger, welches politische Thema ihnen besonders wichtig ist, nennen die meisten spontan die Schulpolitik. 22 Prozent gaben diese Antwort. Für 17 Prozent ist die Kitapolitik am wichtigsten, und für 13 Prozent ist es die Qualität der Straßen und Radwege. Abgeschlagen landen die Gesundheitspolitik - trotz EHEC-Krise - mit sechs Prozent und die Kulturpolitik mit zwei Prozent auf den hinteren Plätzen.

Im Auftrag des Abendblatts hat das Meinungsforschungsinstitut Psephos in einer repräsentativen Umfrage ermittelt, wie die Hamburger die Arbeit des neuen SPD-Senats bewerten und welche Noten sie Bürgermeister Olaf Scholz, den zehn Senatoren und vier Oppositionschefs geben.

Ganz anders sieht das Ergebnis aus, wenn den Befragten die einzelnen Politikfelder vorgegeben werden. Plötzlich landet die Schulpolitik nur noch auf Rang sechs, obwohl nun mit 79 Prozent deutlich mehr Menschen dieses Politikfeld für wichtig erachten. Stattdessen wird die innere Sicherheit mit 89 Prozent zum vorrangigen Politikbereich, gefolgt von der Finanz- und Wirtschaftspolitik (jeweils 84 Prozent). Dann kommen zunächst der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) (82 Prozent) sowie die Qualität der Straßen (81 Prozent). Am Ende der Skala rangieren Wissenschaft mit 64 Prozent und Kultur mit 56 Prozent.

Vor allem bei Menschen, die älter als 65 Jahre sind, spielt die innere Sicherheit eine große Rolle. 96 Prozent der Befragten dieser Personengruppe geben an, dass ihnen das Thema wichtig ist. Zum Vergleich: Bei den 18- bis 34-Jährigen sind es 85 Prozent. Frauen (92 Prozent) schätzen das Thema etwas wichtiger ein als Männer (86 Prozent). Auch die Schulpolitik ist Frauen (82 Prozent) wichtiger als Männern (76 Prozent). Je älter die Befragten sind, desto weniger sind sie an Schulpolitik interessiert. 87 Prozent der 18- bis 34-Jährigen halten Schulpolitik für wichtig, aber nur 71 Prozent der über 50- bis 64-Jährigen.

Die Wohnungsbaupolitik des Senats halten 75 Prozent der Befragten für wichtig - 80 Prozent der Frauen, 71 Prozent der Männer. Auffällig ist, dass dieses Thema offensichtlich nicht nur von den direkt Betroffenen für bedeutsam erachtet wird. Immerhin 68 Prozent der Befragten, die in einem eigenen Haus leben, und 75 Prozent der Besitzer von Eigentumswohnungen halten den Wohnungsbau für wichtig. 79 Prozent der Mieter räumen diesem Politikfeld hohe Priorität ein. Je höher der Bildungsgrad, desto bedeutsamer ist den Befragten die Hochschulpolitik. 64 Prozent halten diesen Bereich für vorrangig. Unter den Befragten mit Volks- oder Hauptschulabschluss nennen aber nur 55 Prozent den Bereich Hochschulpolitik, bei den Befragten mit Abitur sind es 84 Prozent.

Bürgermeister Olaf Scholz ist mit einer "Durchschnitts-Schulnote" von 2,6 der beliebteste Rathaus-Politiker. Da können die vier Vorsitzenden der Oppositionsfraktionen nicht mithalten. Sowohl CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich als auch GAL-Chef Jens Kerstan und FDP-Chefin Katja Suding werden durchschnittlich mit 3,3 bewertet. Lediglich die Fraktionschefin der Linken, Dora Heyenn, schneidet mit 3,6 deutlich schlechter ab. Am bekanntesten ist Katja Suding. 71 Prozent der Befragten kennen sie, gefolgt von Dietrich Wersich (63 Prozent) und Dora Heyenn (62 Prozent). GAL-Fraktionschef Jens Kerstan kommt lediglich auf einen Wert von 54 Prozent. Ein Grund dafür dürfte sein, dass Kerstan im Wahlkampf nicht als Spitzenkandidat für seine Partei angetreten ist. Bei den Grünen hatte Ex-Umweltsenatorin Anja Hajduk auf Listenplatz eins kandidiert.

Kerstan kommt bei den Frauen besser an als bei den Männern: Die Frauen gaben dem GAL-Politiker die Note 3,1, die Männer 3,4. Auch Katja Suding schnitt bei den Frauen (3,2) besser ab als bei den Männern (3,5). Bei Wersich und Heyenn ergaben sich dagegen keine Unterschiede.

Wersich erreichte seinen Topwert mit der Note 3,1 bei den bis 34-Jährigen und den über 65-Jährigen. Kerstan ist bei den 35- bis 49-Jährigen mit einer glatten Drei am beliebtesten. Die Liberale Suding kommt bei den über 65-Jährigen mit einem Durchschnittswert von 3,0 am besten an. Im eigenen Lager schneiden die vier Politiker am besten ab. Keiner erreicht den Wert von Dora Heyenn, die von den Linken-Wählern mit 2,2 bedacht wurde. Wersich kommt bei den CDU-Wählern auf eine Durchschnittsnote von 2,8. Die GAL-Wähler bewerten Kerstan mit 2,6 und die FDP-Wähler Katja Suding mit 2,7.

Für die aktuelle Untersuchung hat das Psephos-Institut in der Zeit vom 1. bis zum 9. Juni 2011 insgesamt 1003 nach dem Zufallsverfahren ausgewählte wahlberechtigte Hamburger (Deutsche ab 18 Jahren) per computergestützte Telefoninterviews (CATI) befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ. Die Schwankungsbreite beträgt bei Befragungen in dieser Größenordnung durchschnittlich +/- 2,5 Prozentpunkte, maximal +/- 3,1 Prozentpunkte.