Wegen häufigen Starkregens werden Regenrinnen verbreitert. Viele haben Angst vor einem neuen Unwetter und schützen sich selbst.

Hamburg. Der eine stapelte Sandsäcke, der andere baute einen Flutschutz aus Metall. Aus Angst vor einem erneuten Unwetter ergriffen gestern viele der bereits am Montag Geschädigten präventive Maßnahmen. Vincenzo D'Agate stellte 20 Sandsäcke und zwei Pumpen bereit, um sein Feinkostgeschäft am Mühlenkamp vor den nächsten Regenfluten zu schützen. Vor drei Tagen stand das Wasser in seinem Souterrain-Laden knapp 70 Zentimeter hoch. "Erst kam EHEC, dann die Flut", sagt D'Agate, der hauptsächlich Obst, Gemüse und Antipasti verkauft. Den Schaden durch das Hochwasser schätzt er auf etwa 20 000 Euro. Ein paar Meter weiter, vor dem mexikanisch-kalifornischen Restaurant Qrito, schraubt Soflin Charly Halterungen für einen Flutschutz vor die Eingangstür. Beim nächsten Starkregen will er eine Metallplatte hineinstecken - und so seinen Laden vor einer erneuten Überflutung schützen. Zwei Tage musste sein Sohn schließen, den genauen Verlust kann Charly nicht beziffern.

Auch Stephan Wolter, Centermanager der Europa-Passage, kann nicht sagen, wie hoch der Schaden in seinem Haus ist. Bis zum 20. Juni bleibt ein großer Teil des Untergeschosses gesperrt. Nachdem am Montag Wasser durch die Eingänge Bergstraße und Hermannstraße ins Center geströmt war, hatten sich dort Deckenpaneele gelöst, die Stromversorgung war zusammengebrochen. Das soll nicht wieder vorkommen, vor den Eingängen stapeln sich jetzt Dutzende Sandsäcke. Im Hotel Atlantic will man einer neuen Überflutung mit Pumpen, Schläuchen und Auffangbehältern trotzen. Am Montag war dort der Keller überflutet worden.

Unterdessen haben die Fachverbände auf die Zunahme des Starkregens mit einer Veränderung der Regenrinnen-DIN reagiert. "Die Niederschläge werden seltener, aber heftiger", heißt es aus der Hamburger Klempnerinnung. 1988 ging man dort bei der Berechnung einer Extrem-Regenmenge von 300 Litern pro Sekunde pro Hektar aus, mittlerweile sind es 463 Liter. Die Folge: Regenrinnen sind jetzt breiter.