Wer derzeit einen Personalausweis beantragen will, braucht gute Nerven. Die Wartesäle sind prall gefüllt. Immer mehr Mitarbeiter krank.

Hamburg. Die Situation in den Einwohnermeldeämtern spitzt sich zu. Weil drei Wochen vor Beginn der Sommerferien viele Bürger noch einen neuen Personalausweis haben wollen, werden die Schlangen in den Kundenzentren der Bezirksämter immer länger.

Genervte Bürger, überlastete Mitarbeiter - gestern arbeitete auch das Kundenzentrum Mitte an der Steinstraße wieder mal am Limit. So groß war der Andrang, dass dort von 15 Uhr an keine Nummern mehr vergeben wurden - nichts ging. Um 17 Uhr warteten noch 91 Kunden darauf, endlich ihren neuen Personalausweis beantragen zu dürfen.

Unter ihnen auch Stefan Griem und sein Sohn Fabian, 15. "Kurz vor dem Türkei-Urlaub braucht Fabian noch einen neuen Ausweis, sonst kommt er ja nicht mehr zurück", sagte Stefan Griem - immerhin, der 47-Jährige hatte seinen Humor bewahrt. Ihre Wartenummer zogen Vater und Sohn um 14.30 Uhr, zweieinhalb Stunden später waren noch 20 Kunden vor ihnen an der Reihe. Ob er sich ärgere? "Nee", sagte Griem, "das ist doch hier ein Amt, man weiß ja vorher, was einen erwartet."

So viel Gleichmut ist nicht die Regel. Von technischen Pannen überschattet, hat sich der seit Ende 2010 erhältliche, neue Personalausweis zum Albtraum von Bürgern und Ämtern entwickelt. So hat sich gegenüber dem alten Ausweis die Bearbeitungszeit mit rund 30 Minuten mehr als verdoppelt, Kunden klagen über horrende Wartezeiten und miesen Service, die Bezirke über Personalmangel in den Einwohnermelderämtern. "Uns fehlen rund 40 Mitarbeiter in allen Bezirken", sagt Petra Schulz, Sprecherin des Bezirksamtes Harburg. Weil der Stress zunehme, immer mehr Arbeit zu wenigen Beschäftigten aufgebürdet werde, sei der Krankenstand zudem deutlich erhöht. Schulz: "Teilweise müssen wir in den Kundenzentren mit weniger als der Hälfte des Personals auskommen."

Das geht vor allem zulasten des Service. Zuletzt fielen Kundenzentren tageweise ganz oder teilweise aus. Das Zentrum Bramfeld bleibt ab dem 8. Juni mittwochs sogar komplett geschlossen. "Weitere Schließungen sind möglich", sagt Schulz.

Wer noch einen neuen Personalausweis haben und lange Wartezeiten vermeiden möchte, könne telefonisch einen Termin mit den Ämtern vereinbaren. "Ansonsten sollte man Geduld mitbringen", sagt Schulz. "Und ein wenig Verständnis für die Mitarbeiter."