Investor für Neugestaltung gefunden. Bis zum Spätsommer 2012 soll ein Geschäfts- und Bürogebäude errichtet werden.

Hamburg. Seit Jahren gilt der alte Bahnhofsbereich als Schmuddelareal mitten im Ortskern von Rahlstedt und sorgt bei den Wandsbeker Bezirkspolitikern immer wieder für Streit. Doch jetzt gibt es offenbar endlich Hoffung auf Besserung: Herbert Wenzel, Geschäftsführer der Hanseatischen Vermittlungs- und Beratungsgesellschaft (HVB), wird als Investor zusammen mit der Hamburger Otto Wulff Gruppe die knapp 1000 Quadratmeter große Fläche kaufen, die bisher der Deutschen Bahn gehört. "Die Verträge sind in Arbeit", bestätigte Herbert Wenzel dem Abendblatt. "In Kürze wollen wir den Bauantrag beim Bezirksamt einreichen." Bereits im Juli sollen die alten Bahnhofsgebäude abgerissen werden. An ihrer Stelle soll ein dreistöckiges Geschäfts- und Bürogebäude errichtet werden. Wenzel: "Die Fertigstellung ist für August oder September 2012 geplant."

Der Hintergrund: Vor knapp sechs Jahren wurden die alten Bahnhofsgebäude geschlossen. Im August 2008 schrieb die Deutsche Bahn das Gelände erstmals zum Verkauf aus. Doch ein damals interessierter Investor sprang kurz vor der Beurkundung des Vertrages ab, ein neuer Käufer war zunächst nicht in Sicht. Wandsbeker Politiker kritisierten, dass die Verwaltung das Projekt vernachlässige, und forderten das Bezirksamt zum Handeln auf.

Nun scheinen alle Lichter für die Neugestaltung des Bahnhofsareals auf Grün zu stehen. "Wir sind glücklich, wenn das Vorhaben nun zu einem schönen Ende kommt, und freuen uns für die Bewohner Rahlstedts", sagte Wandsbeks Bezirksamtsleiterin Cornelia Schroeder-Piller (CDU). Sie hoffe, dass möglichst bald mit dem Neubau begonnen werden könne. "Das ist das i-Tüpfelchen für Rahlstedt", sagte die Bezirkschefin. Sobald die Anträge des Investors vorlägen, würden sie den politischen Gremien vorgestellt. Auch die Politik begrüßt die positive Entwicklung des Projekts. "Dass es jetzt endlich vorangeht, ist eine gute Nachricht für Rahlstedt", sagte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter. Jetzt müsse aber auch die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes vorangetrieben werden, damit die beiden Planungen aufeinander abgestimmt werden könnten. Daran dürfte auch der Investor Herbert Wenzel Interesse haben. Den Bahnhofsvorplatz, auf dem zwei Fußgängerzonen aufeinandertreffen, hatte er bereits 1995 von der Stadt Hamburg erworben. "Um den Platz aufzuwerten, soll er in die Pläne miteinbezogen werden", bestätigte der Architekt Liam Earley vom Hamburger Planungsbüro MPP. Zudem soll laut Investor eine neue Verkehrsleitung in Betracht gezogen werden.

Probleme erwartet Herbert Wenzel nicht. "Politik und Verwaltung begrüßen unsere Pläne", sagte er. Es sei dringend notwendig, dass sich auf dem Bahnhofsareal - dem Mittelpunkt des Ortes - etwas ändere. "Das Gelände ist sehr überholungsbedürftig", sagte Wenzel. Dabei hat es für Rahlstedt, dem bevölkerungsreichsten Stadtteil Hamburgs, eine besondere Bedeutung. Jedes Jahr steigen hier mehr als 1,3 Millionen Fahrgäste werktags ein und aus. Wenzel: "Die sehen als Erstes den alten Bahnhof - und der macht keinen guten Eindruck." Ziel sei es nun, einen attraktiven Ort für Bewohner und Besucher zu schaffen. Im Erdgeschoss des Neubaus, der nicht höher werden soll als die Häuser im Umfeld, werden Einzelhandelsgeschäfte einziehen. Bei den beiden Obergeschossen handelt es sich um Büroflächen. Unter anderem soll die Geschäftsstelle Rahlstedt des städtischen Wohnungsunternehmens Saga/GWG dort Räume beziehen. "Das Bauprojekt wird zu einer Aufwertung der Ortsmitte beitragen", sagte Philip Buse, Fraktionsvorsitzender der Wandsbeker CDU. Er sei glücklich, dass es nun endlich losgehe.

Diese Freude teilt auch Lars Kocherscheid-Dahm, Vize-Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion. "Es ist gut, dass der Stillstand endlich ein Ende hat. Unsere Beharrlichkeit hat sich nun auszahlt", sagte er. Bereits im Juli 2010 hatte die SPD-Fraktion das Bezirksamt aufgefordert, Möglichkeiten für die Gestaltung des Areals aufzuzeigen und Pläne zu schmieden.

"Es wird höchste Zeit, dass der vernagelte, leer stehende Bahnhof abgerissen wird", sagte Kocherscheid-Dahm. "Er hat sich zu einem Schandfleck entwickelt." Als besonders positiv bewertet er die Tatsache, dass nun ein Rahlstedter Investor das Gelände kaufen will. "Als Bewohner des Stadtteils hat er selbst großes Interesse daran, an dieser Stelle etwas Schönes zu schaffen." Wichtig sei, dass nun die Verwaltung mit allen Beteiligten an einem Strang ziehe, damit auch der Bahnhofsvorplatz attraktiv und vernünftig gestaltet werden könne. Lars Kocherscheid-Dahm: "Schließlich ist dieser Ort die Visitenkarte Rahlstedts."