Bundestagsabgeordneter Müller-Sönksen unterlag Wandsbeker FDP-Fraktionschef Klaus Fischer in der Wahl zum Stellvertreter.

Hamburg. Die Gräben innerhalb der Hamburger FDP scheinen tiefer zu sein denn je. Auf dem Parteitag am Wochenende setzte sich nicht nur der amtierende Landeschef Rolf Salo gegen die Bundestagsabgeordnete Sylvia Canel als Landeschef durch (68 zu 53 Stimmen), sondern die Gruppe seiner Anhänger wählte auch für weitere Parteiämter konsequent Bewerber, die dem Lager von Rolf Salo zugerechnet werden. "Durchwählen" nennt man das. So unterlag der Bundestagsabgeordnete Burkhardt Müller-Sönksen dem Wandsbeker FDP-Fraktionschef Klaus Fischer in der Wahl zum Stellvertreter. Damit ist der ungewöhnliche Fall eingetreten, dass ein Bundestagsabgeordneter nicht im Präsidium seines Landesverbandes vertreten ist.

Müller-Sönksen unterlag mit 50 zu 63 Stimmen. Ein Zugehöriger des Salo-Lagers erklärt das so: "Früher war die FDP in vier oder fünf Lager zerteilt, heute sind es nur noch zwei." Sprich: Anhänger von Salo oder Müller-Sönksen. Das Verhältnis 63 zu 50 dürfte annähernd die Proportionen der verfeindeten Gruppen ausdrücken. Vieles spricht dafür, dass ein Durchwählen auf dem Parteitag zuvor abgesprochen war.

"Das ist absolut legal, aber ob es der demokratischen Kultur der Partei hilft, das weiß ich nicht", sagte Müller-Sönksen dem Abendblatt. Er werde sich nun auf seine Arbeit in Berlin konzentrieren. "Aber natürlich biete ich allen Parteifreunden weiterhin meinen Rat an.

Nach Ansicht von Uwe Dulias, FDP-Kreisvorsitzender in Niendorf, Schnelsen und Lokstedt, schließt Salos neues Präsidium mehr als 40 Prozent der Partei aus; das werfe nicht zuletzt Probleme bei der Basisarbeit mit den Mitgliedern auf, sagt Dulias, der keinem der beiden Lager angehören wolle. "Das Vorgehen auf diesem Parteitag war ein Tiefschlag für die Demokratie."

Die unterlegene Kandidatin, Sylvia Canel, bedankte sich bei ihren Unterstützern und bezeichnete das Ergebnis als knapp: "Wir haben an die Tür geklopft, das nächste Mal gehen wir durch", sagte Canel.

Indes wurde in FDP-Kreisen erste Kritik an Fraktionschefin Katja Suding laut, die krankheitsbedingt nicht auf dem Parteitag war. "Sie schaut auf Ämter in Berlin, aber hat hier noch nicht mal angefangen mit der Arbeit", sagte ein langjähriges Mitglied.