Lange hat Andreas Dressel nicht gebraucht, um in seinem Amt als SPD-Fraktionsvorsitzender anzukommen. Im Gegenteil: Dressel gibt den Takt an. Wenn auch zunächst nur den Klatsch-Takt bei der Regierungserklärung des Bürgermeisters. Genau 92-mal begann er zu applaudieren - die Fraktion folgte gehorsam.

Auch sonst hatte sich gestern noch nicht viel geändert für Dressel. Seine Angriffe führte er weiter in Richtung Union und gegen seinen Vorredner Dietrich Wersich (CDU). Einziger Unterschied: Er musste sich nicht mehr zur Senatsbank umdrehen.

So diagnostizierte Dressel beim ehemaligen Sozialsenator einen "gewissen Phantomschmerz", als der sich am neuen Behördenzuschnitt des Senats abarbeitete. Dass Wersich das Thema Frauenquote in den Mund nahm, nannte Dressel angesichts nur vier weiblicher CDU-Abgeordneten "bizarr". Wersichs Rückblick auf die Ära Ole von Beust bezeichnete Dressel als einen "verklärten Blick zurück". Zu wenig Selbstkritik und zu viel Eigenlob für den Geschmack des SPD-Fraktionsvorsitzenden. "Wie kann es sein, dass die Hamburger Ihnen dann das Vertrauen entzogen haben? Das passt nicht zusammen, Herr Wersich", sagte Dressel.

Für seinen Bürgermeister hatte er - wie sollte es auch anders sein - nur lobende Worte übrig und bekräftigte dessen Regierungserklärung. Abgesehen vom Inhalt scheint der Redner Dressel einem Amtsvorgänger Michael Neumann in nichts nachzustehen. Quasi ein Auftakt nach Maß.