Finanzexperte Peter Tschentscher könnte Neumann-Nachfolger werden

Altstadt. Wenn die neu gewählte SPD-Bürgerschaftsfraktion mit ihren 62 Abgeordneten heute Nachmittag zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammentritt, dann ist erst einmal alles ganz einfach: Der künftige Bürgermeister Olaf Scholz wird seine Parteifreunde bitten, den amtierenden Fraktionsvorstand bis zur Senatsbildung weiterarbeiten zu lassen. Das heißt: Michael Neumann bleibt vorerst Fraktionschef.

Die Kontinuität an der Spitze gibt Scholz genügend Zeit bei der Auswahl seines Spitzenpersonals. Der Wahlsieger wird Neumann als einzigem SPD-Politiker freie Hand lassen, ob er in den Senat wechseln will. Dahinter steht die Anerkennung für die siebenjährige Arbeit als Oppositionschef, die Neumann geleistet hat. Es gilt als sicher, dass Neumann Innensenator werden möchte. Bislang war Parteivize und Innenexperte Andreas Dressel Favorit für die Nachfolge Neumanns als Fraktionschef.

Doch die knappe absolute Mehrheit der SPD mit dem Zwang zu erhöhter fraktionsinterner Disziplin hat nun eine neue Variante ins Spiel gebracht. Derzeit wird überlegt, ob Finanzexperte Peter Tschentscher neuer Fraktionsvorsitzender werden könnte.

Angesichts seines ausgesprochen wirtschaftsfreundlichen Kurses droht Scholz die größte innerparteiliche Gefahr vom Gewerkschaftsflügel. Tschentschers Vorteil: Er entstammt der eher wirtschaftskritischen Parteilinken und verfügt auf der anderen Seite über hohe Akzeptanz in der gesamten Partei. Der Arzt erzielte eines der besten Ergebnisse bei der Aufstellung der SPD-Landesliste zur Bürgerschaftswahl. Für Tschentscher spricht auch die größere politische Erfahrung. Er war unter anderem mehrere Jahre lang SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Nord.

Noch hat Scholz nicht entschieden, wann er sich als Bürgermeister zur Wahl stellt. Die erste Gelegenheit dazu wäre die konstituierende Sitzung der Bürgerschaft am 7. März. Dass der derzeitige Bundestagsabgeordnete bis dahin seinen Senat zusammengestellt hat, gilt als ziemlich ausgeschlossen.

Der nächste reguläre Termin ist dann der 30. März. Diskutiert wird auch eine Vorverlegung der Bürgerschaftssitzung um eine Woche auf den 23. März.