Mitarbeiter und Kompetenzen: Die Hamburger Bezirkschefs waren in der Hauptstadt - und brachten Anregungen zum Sparen mit.

Hamburg. Ein relativ frei verfügbarer Haushalt, Einfluss auf Teile des Schulpersonals und deutlich mehr Mitarbeiter: Als Hamburger Bezirksamtsleiter kann man durchaus neidisch auf die Berliner Amtskollegen blicken. Die dortigen Bezirksbürgermeister, zwölf an der Zahl, besitzen vermeintlich mehr Macht und mehr Verantwortung als die hiesigen sieben Bezirkschefs.

Allein diese Tatsache mache Eindruck, sagte Markus Schreiber (SPD), Amtsleiter in Hamburg-Mitte, der mit vier weiteren Bezirkschefs am Freitag zu Informationszwecken in der Hauptstadt weilte. "Und wir haben viele Anregungen mit nach Hause genommen", sagte Schreiber nach der Reise, die einen Besuch der Berliner Senatsverwaltung und des Bezirksamts Berlin-Mitte umfasste.

Augenscheinlichster Unterschied für Schreiber waren die 3000 Mitarbeiter seines Amtskollegen Christian Hanke (SPD). Bei einer Einwohnerzahl von rund 330.000 (Hamburg-Mitte hat etwa 285.000) sei die Größe der Bezirke vergleichbar. Allerdings müsse Schreiber mit 1300 Mitarbeitern auskommen, was daraus resultiere, dass Berliner Bezirke mehr Kompetenzen hätten, ergo mehr Mitarbeiter benötigen. "Stadtplanung, Kindergärten, Volkshochschulen, Krankenhäuser oder die Schulverwaltung mit Ausnahme des Lehrpersonals liegen in der Hoheit der Berliner Bezirke", sagte Schreiber. "Und mit dem Bezirkshaushalt können die Berliner relativ frei arbeiten, während wir unsere zugewiesenen Mittel zweckgebunden verwenden müssen." Zudem werde in Berlin nicht so stark in die Bezirksplanung eingegriffen. "Dort kontrolliert eine Teilzeitkraft die Entscheidungen der Bezirke. Hier in Hamburg haben wir ein ganzes Fachamt." Für Schreiber ergebe sich daraus ein großes Sparpotenzial: "Würde man uns hier in den Bezirken mehr Kompetenzen zugestehen, könnte in den Behörden, die unsere Entscheidungen kontrollieren, Personal gespart werden." Das würde Doppelarbeit ersparen, sagte Schreiber.

Dass das Berliner Modell nicht auf Hamburg zu übertragen sei, ist Markus Schreiber klar. "In Berlin sind die Bezirksbürgermeister nebst Dezernenten politisch gewählt. Eine Politisierung der Amtsspitze wollen wir in Hamburg nicht." Dieser Meinung ist auch Eimsbüttels Amtsleiter Torsten Sevecke (SPD). "In Berlin führen Politiker und keine Verwaltungsfachleute die Ämter. Das halte ich für problematisch , weshalb unsere hohe Professionalisierung für das Hamburger Modell spricht." Insgesamt äußert sich Sevecke verhaltener als sein Kollege aus dem Bezirk Mitte: "Die Stellung der Bezirke in Berlin ist durchaus interessant. Sie sind freier und personalstärker, insgesamt scheinen sie wichtiger. Aber das halte ich für Verfassungskosmetik." Denn auch die Berliner Bezirke seien stark "senatsabhängig". Dass sich Bezirke und Behörde in Berlin die Schulaufgaben teilen, hält Sevecke ebenfalls für nicht nachahmenswert. "Kompetenz aus einer Hand" wie in der Hamburger Schulbehörde sei seiner Überzeugung nach richtig. Dennoch sehe auch Sevecke Einsparpotenzial in den Hamburger Kontrollbehörden. Sein Fazit: "Das Berliner Modell ist interessant, aber wegen der völlig unterschiedlichen Verwaltungstraditionen beider Städte nicht auf Hamburg übertragbar."

Ob der Berlin-Besuch, zu dem alle sieben Hamburger Bezirksamtsleiter eingeladen waren - Cornelia Schroeder-Piller (CDU, Wandsbek) und Torsten Meinberg (CDU, Harburg) mussten die Reise krankheitsbedingt absagen -, in eine gemeinsame Erklärung der Bezirke mündet, sei noch ungewiss. Anregend sei der Ausflug in die Berliner Verwaltung gewesen, eine einheitliche Forderung ergebe sich aber nicht.