Juristen wollen Standort national und international bekannter machen

Hamburg. Hamburg ist ein bedeutender Rechtsstandort in Deutschland - nur wissen viele das gar nicht. Um die vielfältigen Rechtsdienstleistungen, die in der Stadt angeboten werden, national und international bekannter zu machen, hat sich der Verein Rechtsstandort Hamburg gegründet. "Im Zeitalter der Globalisierung steht das Recht selbst im Wettbewerb", hatte die damalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) bei der Gründung des Vereins im Juni 2009 gesagt.

Die neue Website www.rechtsstandort-hamburg.de , die gestern freigeschaltet wurde, bietet einen Überblick über das juristische Angebot in den Bereichen Anwaltschaft und Notariat, Gerichtsbarkeit, Wirtschaft und Wissenschaft. Allein mehr als 9000 Rechtsanwälte sind in Hamburg tätig. Der Verwaltungsrichter Friedrich-Joachim Mehmel, Zweiter Vorsitzender des Vereins Rechtsstandort Hamburg, geht davon aus, dass in der Rechtsbranche der Stadt mehr als 50 000 Menschen beschäftigt sind.

Mehmel sieht ein großes Potenzial bei Zukunftsthemen wie der außergerichtlichen Streitschlichtung. Bereits jetzt sind rund 200 sogenannte Schiedsrichter freiberuflich tätig, zumeist handelt es sich um Juristen. Dieser Weg der Klärung von Konflikten ist für Unternehmen attraktiv, weil er ohne den Instanzenzug der Gerichte auskommt. "Es geht darum, Hamburg als internationalen Streitschlichtungsstandort neben Wien, Paris und London zu etablieren", formuliert Mehmel das Ziel. Die Voraussetzungen dafür seien gut, weil Hamburg ein Zentrum der Schifffahrt, des Seerechts und des internationalen Handels sei.

Im Verein Rechtsstandort Hamburg sind alle bedeutenden Institutionen und Verbände vertreten: Neben der Justizbehörde sind es unter anderem die Handelskammer, die Anwalts- und Notarkammer, der Richterverein und aufseiten der Wissenschaft die Universität, die Bucerius Law School sowie das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht. "Es zeigt sich, dass es sich für alle lohnt, untereinander zusammenzuarbeiten", sagt Mehmel.

Dass alle an einem Strang ziehen, ist durchaus nicht selbstverständlich. "Versuche, das Anliegen des Vereins in anderen Städten zu kopieren, sind erfolglos geblieben, was auch mit Verbandsegoismen zu tun hat", sagt der Verwaltungsjurist.

Doch der Verwaltungsrichter sieht auch Nachholbedarf. "Die Bedeutung, die all die unterschiedlichen Bereiche des Rechts für die Stadt, für das Gemeinwesen haben, wird in der öffentlichen Debatte nicht hinreichend deutlich", sagt Mehmel. Nachholbedarf gebe es auch an der Universität. Dort war die Professur für öffentliches Seerecht nicht wieder besetzt worden. Das sei kontraproduktiv in einer Stadt, die mit dem Internationalen Seegerichtshof eine Uno-Institution beherbergt.

Konkret bemüht sich der Verein Rechtsstandort Hamburg darum, Sponsoren für eine erneute Professur für öffentliches Seerecht zu finden.