Oskar Lafontaine warnt Besserverdienende beim Wahlkampfauftakt der Partei vor einer Inflation

Harburg. Während sich Gesine Lötzsch, die Bundesvorsitzende der Linken, wegen ihrer Kommunismus-Äußerungen im Bundestag heftiger Attacken erwehren musste, deutete Oskar Lafontaine den Begriff für die Hamburger Genossen noch einmal neu. Im Grunde sei es die "urchristliche Idee vom gemeinschaftlichen Eigentum", sagte der ehemalige Parteivorsitzende, der inzwischen die saarländische Landtagsfraktion führt, zum Wahlkampfauftakt in der Harburger Friedrich-Ebert-Halle. Als Gesicht, Vordenker und Galionsfigur der Genossen schärfte der 67-Jährige in einer gut 30-minütigen Rede das Profil der Genossen - und wurde dafür frenetisch gefeiert.

Insbesondere zur SPD, deren Bürgermeisterkandidat Olaf Scholz und den Schatten-Wirtschaftssenator Frank Horch ging Lafontaine auf Distanz: "Hamburg hat etwas Besseres verdient als den Architekten der Agenda 2010." Als solcher habe Scholz die "Errungenschaften der Arbeiterbewegung zertrümmert". Deshalb drehte Lafontaine das große Rad - er will Hartz IV abschaffen, Energiebetriebe rekommunalisieren, die Bundeswehr aus Afghanistan abziehen sowie Mindestlöhne, ein solidarisches Beitragssystem und die gesellschaftliche Kontrolle von Banken einführen. Skurril, aber durchaus ernst gemeint: Während am Rednerpult die Plakatparole "Millionäre zur Kasse: 150 neue Steuerprüfer!" prangte, prophezeite der prominente Wahlkämpfer eine baldige Geldentwertung durch das Gebaren der Banken und riet Besserverdienenden: "Millionäre sollten Linke wählen, andernfalls verlieren sie ihr Geld bei der Inflation."

Zuvor stieß schon der Bundesvorsitzende Klaus Ernst in ein ähnliches Horn. Er bezichtigte überdies SPD, Grüne und CDU, sie würden im Wahlkampf Programmpunkte der Linken "abschreiben", etwa in puncto Spitzensteuersatz. Dagegen sagte Dora Heyenn, Hamburgs Spitzenkandidatin der Linken, eine mögliche rot-grüne Regierung würde lediglich einen Machtwechsel bedeuten, aber keinen Politikwechsel. Mit der Personalie Horch, dem ehemaligen Handelskammer-Präses, manifestiere die SPD eine "arbeitnehmerfeindliche Politik". "Raubtierkapitalismus", wie ihn aktuell Harburger Shell-Mitarbeiter spüren würden, gebe es mit der Linken nicht.