Um Luxuswohnungen aufzuwerten, soll ein Bauleiter zehn Bäume illegal gefällt haben. Der 57-Jährige steht vor Gericht und bestreitet die Tat.

Blankenese. Mit einer gelben Säge machte er sich an einem Baum im Sven-Simon-Park zu schaffen. Ausgerechnet dieser Mann, diese auffällig gepflegte Erscheinung mit den glänzenden Schuhen zum feinen Sakko, zurückgegelten Haaren und einem Siegelring am Finger. Warum, fragte sich Silke L., 42, wollte dieser feine Herr hier körperliche Schwerstarbeit leisten? "Das passte irgendwie nicht zusammen", sagt die Kauffrau. Als sie dort mit ihren vier Hunden am nächsten Tag wieder spazieren ging, habe sie einen gefällten Baum gesehen, "da musste ich gleich an den Mann denken".

Den Mann mit der Säge erkannte sie bei der Polizei auf einem Foto wieder: Joachim D., ein Ingenieur, der den Bau von Luxuswohnungen am Blankeneser Falkenstein koordinierte. Der 57-Jährige, so die Staatsanwaltschaft, soll zwischen Januar und Juni 2008 mit unbekannten Mittätern zehn Bäume (Wert: 33 500 Euro) im angrenzenden Sven-Simon-Park illegal gefällt haben, um bei dem luxuriösen Bauprojekt am Grotiusweg für einen freien Elbblick zu sorgen und den Verkehrswert des Grundstücks um 250 000 Euro zu steigern. Um Ansprüche der Stadt zu sichern, ließ die Staatsanwaltschaft darauf fünf noch nicht verkaufte Wohnungen mit Arresthypotheken zu je 50 000 Euro belasten - das schreckte potenzielle Käufer ab.

Seit gestern steht der 57-Jährige wegen Sachbeschädigung vor dem Blankeneser Amtsgericht, wo ihn Silke L. - nach kurzem Zögern - gleich wiedererkennt. Joachim D. hingegen bestreitet die Tat: Er habe mit den gefällten Bäumen nichts zu tun. Tatsächlich stützt sich die Staatsanwaltschaft vor allem auf Indizien. Zwar berichten Mitarbeiter des Altonaer Gartenbauamts, dass Joachim D. Interesse an der Fällung von Bäumen auf öffentlichem Grund bekundet habe. "Solche Anfragen", sagt ein städtischer Beamter, "sind aber nicht ungewöhnlich und werden grundsätzlich abgelehnt." Einmal habe ihm Joachim D. einen Umgebungsplan vorgelegt. "50 bis 60 Bäume", die offenbar gefällt werden sollten, waren da innerhalb einer aufgezeichneten Sichtschneise markiert. Der Angeklagte und ein Landschaftsarchitekt hingegen beteuern, lediglich die Fällung von 36 Bäumen auf dem Privatgrundstück sei beantragt worden.

Viel hängt an diesem Prozess, vor allem: viel Geld. Sollte Joachim D. verurteilt werden, könnte der vermutete Gewinn von 250 000 Euro abgeschöpft und dem Fiskus zugeführt werden. Auf den Bauleiter käme wohl eine saftige Schadenersatzforderung zu. "Der Prozess", sagt Rechtsanwalt Thomas Bliwier, "dient doch nur dazu, die leere Stadtkasse aufzufüllen." Sollte der 57-Jährige jedoch rechtskräftig freigesprochen und die Arresthypothek wieder aufgehoben werden, so Bliwier, werde er die Stadt in Regress nehmen. Der Prozess wird am 31. Januar fortgesetzt.