Grüne, Verbände und Hochbahn werfen SPD-Spitzenkandidaten Ignoranz in Verkehrspolitik vor

Hamburg. Für einen Paukenschlag hat SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz beim Abendblatt-Neujahrsempfang mit seiner Absage an die Stadtbahn gesorgt. Er sehe "im Augenblick keine Perspektive" für das Projekt, sagte Scholz. Käme es tatsächlich so, wären Planungskosten von zurzeit mehr als zwölf Millionen Euro verloren.

GAL-Spitzenkandidatin Anja Hajduk reagierte empört auf Scholz' Äußerungen. "Ich habe das Gefühl, dass sich Herr Scholz mit den Notwendigkeiten des ÖPNV in Hamburg nicht ausreichend beschäftigt hat", so die ehemalige Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt. Sie empfahl ihm ein Informationsgespräch bei Hochbahn-Chef Günter Elste - der früher SPD-Fraktionschef im Rathaus war.

Der blieb zunächst gelassen. Er sehe das im Lichte des Wahlkampfes. "Scholz ist ein intelligenter Mensch und wird sich mit den Argumenten, die für die Stadtbahn sprechen, auseinandersetzen. Dann wird er zum richtigen Schluss kommen." Das Bussystem platze angesichts steigender Fahrgastzahlen aus den Nähten. Die Implementierung der Stadtbahn dauere etwa zehn Jahre. "Wer nicht rechtzeitig damit beginnt, kommt zu spät", so Elste.

Hamburgs Umweltverbände Nabu und BUND reagierten mit Ärger und Unverständnis. "Die Absage an die Stadtbahn ist eine verkehrspolitische Katastrophe", sagte BUND-Chef Manfred Braasch. . Nabu-Chef Alexander Porschke warf Scholz vor, nicht zu verstehen, "was die ökologischen Herausforderungen der Zukunft sind. Ohne eine Verkehrswende sind die Klimaschutzziele der Stadt nicht zu erreichen."