Lebertran war in früheren Zeiten auch in anderen Hafen- und Hansestädten ein so unbeliebtes wie segensreiches "Nahrungsergänzungsmittel", insbesondere für Kinder. Der Dorschlebertran, reich an Vitamin D, ist ein wirkungsvolles Mittel gegen die engl. Krankheit, die Rachitis. Im Hamburg der Cholera-Zeit, in den sonnenlosen Hinterhöfen der Gängeviertel, war er für dort aufwachsende Kinder eine notwendige Volksarznei zu besserer Knochenbildung und zur Immunstärkung. Selbst im "Dritten Reich" wurden in den Schulen spiddelige Jungs mit Lebertran zu leistungsfähigen Pimpfen hochgepäppelt. Heute ist der Lebertran, des unangenehmen Geschmacks wegen, durch vielerlei Erzeugnisse der Pharmaindustrie ersetzt worden, und er wird auch nicht mehr - wie ehedem - in einem Kellerladen in der Deichstraße aus dem Demijong (große Ballon-Korbflasche) abgezapft, erinnert sich

Carl Groth, Neumühlen

Der zweite Band des Buches "Sprechen Sie Hamburgisch?" ist erschienen. Sie erhalten dieses Mundartlexikon unter www.abendblatt.de/shop oder 040/347-26566 und im Buchhandel. Auch der erste Band ist weiterhin lieferbar. Anmerkungen und Vorschläge bitte an briefe@abendblatt.de (Betreff: Hamburgisch).