Unternehmen sind weiter gegen ein generelles Alkoholverbot im öffentlichen Nahverkehr

Hamburg. Die Begeisterung über den Vorstoß von Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU), ein Alkoholverbot im Nahverkehr einzuführen, hält sich in Grenzen. "Wenn die Politik beschließt, ein Alkoholverbot durchzusetzen, dann werden wir damit sicher konstruktiv umgehen", sagt Gisela Becker, Sprecherin des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV). So lautet das offizielle Statement eines Betriebes, an dem die Stadt Hamburg mehrheitlich beteiligt ist.

Ahlhaus hatte am Rande des CDU-Parteitags von seinen Plänen berichtet. Er hat Verkehrssenatorin Herlind Gundelach (CDU) damit beauftragt, mit den Verkehrsbetrieben die Umsetzung eines Alkoholverbots zu erarbeiten. "Ziel ist es, das Verbot noch vor der Bürgerschaftswahl umzusetzen", sagt Gundelachs Sprecher Timo Friedrichs dem Abendblatt. Ein Grund also, warum es in Kreisen der Verkehrsbetriebe heißt, dass der Ahlhaus-Vorstoß lediglich dem Wahlkampf geschuldet sei.

Das sieht SPD-Innenexperte Andreas Dressel naturgemäß genauso. Er spricht von einer "populistischen Last-Minute-Aktion" und verweist darauf, dass SPD-Initiativen zur Sicherheit im Nahverkehr und gegen Alkoholmissbrauch in der Bürgerschaft stets abgelehnt worden seien.

Dabei hatte sich Ahlhaus schon als Innensenator nach schweren Gewalttaten in öffentlichen Verkehrsmitteln in der ersten Jahreshälfte für ein derartiges Verbot eingesetzt. Zuletzt hatten sich alle deutschen Innenminister auf ihrer Herbstkonferenz in Hamburg dafür eingesetzt. Eine Gesetzesinitiative ist allerdings nicht daraus erwachsen.

In Hamburg soll nun das Alkoholverbot in die Beförderungsbedingungen aufgenommen werden. Dagegen sträuben sich sowohl Hoch- als auch S-Bahn. Letztere befürchtet, dass durch Personalmangel das Verbot nur teilweise durchsetzbar sei. "Das birgt erhebliches neues Konfliktpotenzial", sagt ein S-Bahn-Sprecher. Zudem sei Alkoholkonsum teilweise üblich, ohne dass dieser zu Problemen führe. "Bei einem Verbot bestünde die Gefahr, dass diese Kunden verstärkt auf den Individualverkehr ausweichen." Auch die Hochbahn sieht das Problem beim Personal. "Dass wir diese sehen, hat nichts mit Bedenkenträgertum zu tun, sondern mit unseren Erfahrungen", sagt Hochbahnsprecher Christoph Kreienbaum.

Keine leichte Ausgangslage also für Verkehrssenatorin Gundelach, die sich nun mit den Unternehmen zusammensetzen soll. Ob sie so das Verbot noch vor der Wahl umsetzen kann, ist bislang offen.