Investition der Stadt in Strom-, Gas- und Fernwärmeversorgung könnte sich lohnen

Hamburg. Soll Hamburg im Jahr 2014 die Versorgungsnetze für Strom, Gas und Fernwärme von den Konzernen Vattenfall und E.on zurückkaufen? Der geschätzte Kaufpreis liegt bei zwei bis drei Milliarden Euro. Die schwarz-grüne Koalition ist sich uneinig: Die GAL sagt "Ja", die CDU "eher Nein". In einer Anhörung vor dem Umweltausschuss der Bürgerschaft befragten die Abgeordneten gestern fünf Experten.

"Netze sind durchaus etwas Lukratives, sonst würden die Netzinhaber sie nicht behalten wollen. Es lohnt sich durchaus für eine Kommune, diese zu betreiben", sagte Michael Wübbels vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU) Berlin. Holger Kues, Rechtsanwalt aus Hamburg, warnte vor den Schwierigkeiten der "Netzentflechtung". Zurzeit reichen die Netze noch über Hamburgs Stadtgrenzen hinaus. Beim Rückkauf müssten sie dem Stadtgebiet angepasst werden. "Das ist im Detail nicht zu unterschätzen", so Kues.

BUND-Chef Manfred Braasch forderte unterdessen von der Umweltbehörde die Herausgabe von zwei noch unveröffentlichten Machbarkeitsstudien zur Rekommunalisierung der Versorgungsnetze. Deren Ergebnisse liegen bereits seit einigen Monaten vor, die Behörde habe sich aber bisher geweigert, sie herauszugeben, so Braasch. Er kündigte an: "Noch heute werden wir die Gutachten nach dem Umweltinformationsgesetz anfordern."

Viele Hamburger sprechen sich unterdessen für einen Rückkauf der Netze aus - laut aktueller Abendblatt-Umfrage 86 Prozent der Befragten. Auch die erfolgreiche Volksinitiative "Unser Hamburg - unser Netz" spiegelt dieses Bild. In nur sechs Wochen bekamen die Initiatoren von BUND, Verbraucherschutzzentrale und Diakonie fast 18 000 Unterschriften. Die Initiative fordert den Rückkauf der Netze.