Wie sich noch mehr Interesse für den Klimaschutz wecken lässt, erklärt Forscher Fritz Reusswig

Hamburg. Ist Umwelt- und Klimaschutz nur etwas für Eliten? Mitnichten, sagt Fritz Reusswig, Leiter des Bereichs Konsum- und Lebensstilforschung am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Man müsse die einzelnen Gesellschaftsschichten nur unterschiedlich ansprechen.

Ein Thema, das auch für Hamburg und Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL) im kommenden Jahr besonders wichtig wird. Aber wie bringt man Menschen dazu, sich für den Klimaschutz zu interessieren, wenn das Geld kaum zum Leben reicht und viele im Fernsehen lieber Vorabendserien schauen als Nachrichten?

"Wir müssen das Thema unterschiedlich verkaufen, müssen jene Aspekte hervorheben, die für die spezielle Gruppe relevant sind", sagt Reusswig. Das könne zum Beispiel das Thema "zweite Miete" sein. So gebe es Wohnungsbauunternehmen, die Pakete zusammenstellen mit Sparlampen, Abschalt-Stromleisten und speziellen Thermometern, die nicht nur die Gradzahl, sondern auch die durchschnittlichen Wärmekosten anzeigen. "Die Menschen sehen direkt, wie sie Geld sparen können. Das wirkt und ist in Potsdam der Renner", sagt Reusswig.

Wichtig sei es, die Menschen vor Ort abzuholen. "Es reicht nicht, irgendwo eine Energieberatung anzubieten. Dort geht kaum jemand hin", so der Experte. Deshalb müssen die Mitarbeiter raus - dorthin, wo die Menschen wohnen. So könnte auch Hamburg zusätzlich zum "Zug der Ideen", der im kommenden Jahr durch Europa fährt, einen "Bus der Ideen" durch jeden Stadtteil in Hamburg schicken, schlägt Reusswig vor. "Wichtig ist dabei, die Menschen auch zu fragen, was sie benötigen, um das Gefühl zu haben, in einer Umwelthauptstadt zu wohnen." Nur zu dozieren helfe nicht. Zuhören, miteinander ins Gespräch kommen - das sei wichtig. Ebenso die Medien, vor allem das Internet, zu nutzen. "Es braucht viel Engagement und Einsatz. Die Menschen zu motivieren ist Arbeit."

Wichtig für den Forscher: All das funktioniert nur, wenn die Stadt ein Vorbild ist. "Nur wer mit gutem Beispiel vorangeht, kann zum Nachmachen animieren", sagt Reusswig. Die Stadt, Wohnungsgesellschaften, Investoren, die Bauwirtschaft - alle müssen aktiv sein. "Es geht nur gemeinsam", betont er. Die Menschen müssten verstehen, dass jeder kleine Schritt des Einzelnen ein großer Schritt für den Klimaschutz sei.