Der SPD-Landeschef bekäme im direkten Duell mit Christoph Ahlhaus 42 Prozent der Stimmen. Doch der Amtsinhaber holt leicht auf.

Hamburg. Auf den ersten Blick ist die Sache ganz klar: Nach einer neuen Umfrage wollen die meisten Hamburger Olaf Scholz als Bürgermeister. Im direkten Duell mit Amtsinhaber Christoph Ahlhaus (CDU) würden 42 Prozent den SPD-Landeschef wählen. Das ergab eine repräsentative Meinungsumfrage des Psephos-Instituts im Auftrag von "Bild", "Welt" und "Sat.1". Auf den zweiten Blick allerdings zeigt sich, dass Ahlhaus in der Gunst der Hamburger leicht aufgeholt hat. Bei der letzten Umfrage im Juli kam er auf 24 Prozent, jetzt würden 28 Prozent der Hamburger direkt wählen. Scholz verlor im gleichen Zeitraum sechs Prozentpunkte. Ein Zeichen dafür, dass der Bürgermeister von seinem Amtsbonus zu profitieren beginnt. Kommentieren wollte er die Ergebnisse am Freitag nicht.

Auch Olaf Scholz hielt sich bedeckt. Der Zuspruch, den die Umfragewerte widerspiegeln, beeindrucke ihn sehr, sagte er dem Abendblatt. "Besonders, wenn mich auf der Straße Bürgerinnen und Bürger ansprechen und auffordern, als Bürgermeister unserer Stadt zur Verfügung zu stehen. Da hilft nur eins: auf dem Teppich bleiben." Ähnlich hatte er sich auch schon nach früheren Umfragen geäußert - und lässt damit weiter offen, ob er als Spitzenkandidat bei der Bürgerschaftswahl 2012 ins Rennen gehen will.

Derzeit sieht der Fahrplan die Nominierung des Spitzenkandidaten auf dem Parteitag am 3. September 2011 vor. So wollen die Sozialdemokraten einen Frühstart in den Wahlkampf vermeiden. Hinter den Kulissen ist der Mann aus Altona allerdings längst die unangefochtene Nummer eins. Er hat die zerrissene Hamburger Partei zu neuer Einheit geführt, bringt mit seinen Erfahrungen als Bundestagsabgeordneter, SPD-Generalsekretär und Arbeitsminister das nötige Standing mit.

Parteifreunde berichten zudem, dass er sich längst entschieden habe, seinen Hut in den Ring zu werfen. Auch weil in der Partei der Grundsatz gilt: Wer die besten Chancen hat zu gewinnen, soll es machen. Dazu passt ein Satz, den Scholz am Freitag aus Berlin verbreiten ließ: "Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen."

Die aktuelle Psephos-Umfrage bestätigt die "Wechselstimmung" in der Stadt. Die Landesregierung kann danach nur auf eine hauchdünne Mehrheit setzen. Würden die Hamburger am kommenden Sonntag die Bürgerschaft wählen, läge Schwarz-Grün mit 47 Prozent der Stimmen knapp vor SPD und den Linken mit 46 Prozent. Allerdings könnten SPD und GAL mit deutlich mehr Wählerstimmen regieren. Damit könnte die GAL sich den Bündnispartner aussuchen. Bei der Frage nach ihrer Wunschkoalition votierten 21 Prozent der Hamburger für Rot-Grün (unter den GAL-Anhängern 62 Prozent), nur acht Prozent wollen dagegen eine Neuauflage von Schwarz-Grün. Interessant: Scholz findet unter den GAL-Anhängern mit 68 Prozent mehr Zustimmung als in den eigenen Reihen (64 Prozent). Für Ahlhaus sprechen sich nur 18 Prozent der GAL-Wähler aus.

Die Meinungsforscher hatten zwischen dem 6. und dem 10. November 1004 Hamburger befragt. Die SPD würde danach mit Abstand stärkste Partei (40 Prozent). Die CDU müsste im Vergleich zur Bürgerschaftswahl 2008 ein Minus von 7,2 Prozentpunkten hinnehmen und käme nur noch auf 35 Prozent. Deutlich verbessern konnte sich die GAL auf zwölf Prozent. Die weiteren Zahlen: Linke sechs Prozent, FDP vier Prozent.

"Der Trend zugunsten der SPD verfestigt sich", bewertete Fraktionschef Michael Neumann das Umfrageergebnis. "Es ist ein gutes Gefühl, dass die Hamburger der SPD wieder vertrauen." GAL-Landeschefin Katharina Fegebank sagte: "Besonders angesichts der schwierigen politischen Lage sind zwölf Prozent ein ordentlicher Wert, auf dem wir in den kommenden Monaten aufbauen wollen." Nachhaltigkeit werde honoriert, auch wenn in der Regierung unpopuläre Entscheidungen mitgetragen werden müssten.

Auch die CDU kann der Umfrage etwas Positives abgewinnen. "Unsere Werte sind im Vergleich zur letzten Umfrage stabil geblieben", sagte der Landes- und Fraktionsvorsitzende Frank Schira. Offenbar hat der überraschende Rücktritt von Ole von Beust, die Niederlage beim Volksentscheid und die Amtsübernahme von Christoph Ahlhaus die Hamburger weit weniger beeindruckt als von vielen Beobachtern erwartet. "Die Werte sind eine Momentaufnahme", so Schira. Er sei sehr zuversichtlich, dass das derzeitige Ergebnis noch erhebliches Steigerungspotenzial biete. "Das gilt besonders für die Werte des Bürgermeisters."

Ihm stellten die meisten Hamburger bei der Bewertung seiner Arbeit gerade mal ein "Befriedigend" aus. Deutlich schlechter schnitt der parteilose Wirtschaftssenator Ian Karan mit einer Durchschnittsnote von 3,6 ab. Kultursenator Reinhard Studt (CDU) gab fast jeder Fünfte ein "Mangelhaft". "Damit hätten die Senatoren die Reifeprüfung nicht geschafft", sagte die Fraktionschefin der Linken, Dora Heyenn.