Studie belegt Zusammenhang zwischen Schulabschluss und Kriminalität

Hamburg. Mehr Bildung kann Kriminalität verringern. Diesen kausalen Zusammenhang belegt jetzt eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung. Sprich: Könnte die Zahl der Schulabgänger mit Abschluss erhöht werden, würde die Zahl an Gewalt- und Eigentumsdelikten sinken. Bereits die Verringerung des Anteils der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss um einen Prozentpunkt könnte die Fälle von Raub und Erpressung um sieben Prozent sowie Mord und Totschlag um vier Prozent zurückgehen lassen, sagen die Frankfurter Wirtschaftswissenschaftler Horst Entorf und Philip Sieger.

Wenn es gelingen würde, die Zahl der Schulabbrecher zu halbieren, könnten in Deutschland jährlich 416 Tötungsdelikte verhindert werden, dazu 13 415 Fälle von Raub und Erpressung und 320 000 Diebstähle. Doch nicht nur, dass dadurch Opfern und Angehörigen viel Lied erspart werden könnte - die Gesellschaft spare auch die hohen Folgekosten. Betragen diese nach Berechnungen der Wissenschaftler in Deutschland etwa 1,42 Milliarden Euro pro Jahr, liegen sie in Hamburg bei knapp 50 Millionen Euro. Gerade die Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin könnten durch verbesserte Bildung profitieren, denn sie haben wegen der hohen Kriminalitätsraten die höchsten Pro-Kopf-Folgekosten.

Tatsächlich ist die Abbrecherrate in Hamburg besonders hoch. Während im Sommer 2009 rund 58 000 junge Deutsche ohne Abschluss die Schule verließen (mehr als die Hälfte stammte aus Förderschulen), waren es in Hamburg 1156 Jugendliche - das sind 8,5 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, wegen eines Verbrechens verurteilt zu werden, ist bei ihnen zehn Prozent höher als bei Menschen mit Schulabschluss.

Um den Zusammenhang zwischen der unzureichenden Bildung und dem Abdriften in die Kriminalität zu beweisen, blickten die Wissenschaftler hinter die Mauern deutscher Gefängnisse. Dort haben 15 Prozent der Insassen nicht einmal einen Hauptschulabschluss, unter den Gewaltverbrechern und Dieben sind es sogar 25 Prozent - zum Vergleich: Bei allen deutschen Erwachsenen sind es gerade einmal 3,6 Prozent. "Unser Bildungssystem lässt zu viele Schüler scheitern", sagt Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung. Daher fordert er, die Förderschulen aufzugeben und bundesweit ein sogenanntes inklusives Schulsystem einzuführen.