Berater Hartmut Lohr erhebt im Untersuchungsausschuss Elbphilharmonie schwere Vorwürfe

Hamburg. Der Zeuge kam mit einem Aktenordner. Darin 13 Berichte mit Bedenken und Änderungsvorschlägen, die Hartmut Lohr zwischen 2004 und 2008 an die städtische Realisierungsgesellschaft (Rege) in Bezug auf die Planung der Elbphilharmonie geschickt hatte. Der Ingenieur war beauftragt gewesen, die Rege bei der technischen Machbarkeit des Konzerthauses zu beraten. Im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss erhob Lohr gestern Abend schwere Vorwürfe gegenüber der Rege - und der Architekten.

"Das Ganze hätte einer viel längeren Planung bedurft", sagte Lohr, damals Chef der Assmann GmbH. Mehrmals hätte man den Bau sogar anhalten müssen, um die Pläne den notwendigen Änderungen anpassen zu können. Zum Beispiel auch, um die zahlreichen Wünsche der Pächter - Hotelier, Gastronomen, Parkhausbetreiber - umzusetzen. Doch die Rege habe einen viel zu engen Zeitplan vorgegeben, so Lohr, der seine Bedenken immer wieder "intensiv" geäußert habe. "Aber die Gremien hören nicht zu, wenn man über Technik spricht", sagte Lohr und ging noch weiter: "Es war ein politisches Projekt, man wollte nicht hinhören." Im Vorfeld der Bürgerschaftswahl sei es außerdem Devise der Rege gewesen, keine "schlechten Nachrichten" zu verbreiten.

Ex-Rege-Chef Hartmut Wegener habe sich zwar viele Meinungen angehört, so Lohr. Sein Fehler sei aber gewesen, Entscheidungen allein zu treffen.

Deutliche Kritik übte der Zeuge zudem an den Architekten Herzog & de Meuron: Sie hätten die Komplexität des Baus vollkommen falsch eingeschätzt. "Sie kamen an ihre Grenzen", sagte Lohr. Die Fassade sei eine Fehlplanung gewesen, ebenso die Decken, die zum Teil viel zu dünn gewesen seien.

Für ihn, so Lohr, sei das Projekt eine persönliche Niederlage.