Der Hamburger Sternekoch will sein Restaurant aufgeben, sich auf die TV-Karriere konzentrieren. Sein Ziel: “Nur noch“ zehn Stunden Arbeit pro Tag.

Ottensen. Ende. Schluss. Aus. Vorbei. Christian Rach wird den Mietvertrag seines Sternerestaurants Tafelhaus an der Elbe, der Ende September 2011 ausläuft, nicht verlängern, "Ich muss den 14-Stunden-Tag hinter mir lassen", sagt der Sternekoch. Sein Ziel: "Nur noch" zehn Stunden pro Tag zu arbeiten. Die vergangenen Jahre seien arbeitsreich genug gewesen. Ein Burn-out habe er nicht, versichert Rach, und das Tafelhaus sei auch nicht in der Krise. Im Gegenteil. Nach wie vor klingelt ständig das Telefon für Reservierungsanfragen. "Es ist eine Entscheidung für ein Quäntchen Lebensfreiheit und Zeit."

1989 eröffnete Christian Rach das Tafelhaus in Bahrenfeld, zwei Jahre später wurde es mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. 2004 zog das Restaurant an den heutigen Standort, in dem zuvor sein Restaurant Darling Harbour war.

Der 53-Jährige möchte weiterhin im Slowman und im Grillhaus Rach und Ritchy vorbeischauen, sich künftig allerdings hauptsächlich auf das RTL-Sendeformat "Rach, der Restauranttester" konzentrieren. Dass er mit seinen Fernsehauftritten erfolgreich ist, beweisen nicht nur die Einschaltquoten. Vor drei Wochen bekam er den deutschen Fernsehpreis verliehen.

Bereits beim Roundtable der Spitzenköche im April, den Rach wegen Fernsehterminen absagen musste, wurde diskutiert, ob ein Koch beides kann: ein Restaurant leiten und im Fernsehen präsent sein. Jochen Kempf vom Restaurant Prinz Frederik in Harvestehude sagte: "Ins Fernsehgeschäft einzusteigen ist eine Grundsatzentscheidung, die jeder persönlich treffen muss." Das hat Christian Rach nun für sich getan.

Auch Cornelia Poletto wird ihr Sternerestaurant in Eppendorf schließen. Das Ende für die Hansestadt als Sternestandort? Immerhin belegte die Hansestadt mit elf Sternerestaurants noch im vergangenen Jahr zusammen mit Berlin die Spitze in Deutschland.

"Nein", ist sich Gastroexperte Heinz Horrmann sicher. "Die Sterneküche wird nach wie vor von Leuten besucht, die gezielt dorthin gehen, und nicht von Laufkundschaft." Ebenso sieht Gault-Millau-Chef Manfred Kohnke darin kein Warnzeichen. "Die große Küche erfreut sich in Hamburg ungebrochener Beliebtheit."

Bei Christian Rach war es eine persönliche Entscheidung: "Ich musste mir einfach darüber Gedanken machen, was ich in der Zukunft will." Damit habe er auch lernen müssen loszulassen. "Natürlich ist das nicht einfach, weil die Arbeit Spaß macht, aber es ist einfach zu viel." Ein Herzschmerz sei dieser Schritt, aber auch eine Befreiung. Deshalb möchte er einen Schlussstrich ziehen. Denn "es ist immer besser zu handeln", sagt Christian Rach, "als gehandelt zu werden."

Er sei selbst noch unsicher, was auf ihn zukomme und wie er die gewonnene Freizeit dann eventuell gestalten werde. "Es ist gerade noch alles etwas unrealistisch, und bis zur Schließung ist noch ein wenig Zeit", sagt Christian Rach, der Mathematik und Philosophie in Hamburg studierte, aber schon währenddessen als Koch jobbte. Seine Mitarbeiter hat er im September über seine Pläne informiert und ihnen versprochen, dass sie alle einen neuen Job bekommen.