Fürsprecher und Kritiker der Internationalen Bauausstellung 2013 treffen sich beim Halbzeit-Forum

Wilhelmsburg. Die Halbzeitbilanz auf dem Weg zur Internationalen Bauausstellung (IBA) im Jahr 2013 in Wilhelmsburg fällt gespalten aus. Während Uli Hellweg, Geschäftsführer der IBA GmbH, 50 entwickelte Projekte mit angestrebten 1500 Wohneinheiten und Privatinvestitionen von bislang 217 Millionen Euro als Erfolg wertete, sehen viele Experten die Entwicklung der Bauausstellung, die mit 100 Millionen Euro von der Stadt unterstützt wird, kritisch. Unter anderem sei der Aufbruch an die Ufer - etwa an den Spreehafen oder das Reiherstiegviertel - ausgeblieben. Der Osten der Insel werde abgekoppelt. Stattdessen konzentrierten sich die Projekte wie die Umweltbehörde, der Bahnhof oder die "Waterhouses" zu sehr auf die Mitte.

Während des IBA-Halbzeit-Forums im Schuppen 52 auf dem Kleinen Grasbrook tauschten sich beide Seiten über den angestrebten "Sprung über die Elbe" aus. Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und dem Verein "Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg" diskutierten die ambitionierten Architekturentwürfe und sprachen über bildungs- und sozialpolitische Fragen. Fazit: Die IBA 2013 ist mehr als ein städtebauliches Projekt mit zukunftsweisenden, energieeffizienten Bauten. Sie ist verkehrspolitische Weichenstellung für den Hamburger Süden (Südtrasse der Hafenquerspange und Verlegung der Reichsstraße in den Bahnkorridor) und Etappe auf dem Weg einer Umgestaltung in einen attraktiven, zentrumsnahen Stadtteil. Zu viel für eine IBA?

"Die Ausweitung des Konzepts auf Soziales und Bildung ist ein hehrer Anspruch, aber es besteht die Gefahr, sich zu übernehmen", sagte der Stadtsoziologe Jens Dangschat. Er plädierte für weniger, aber intensiver diskutierte Projekte, soziale Probleme ließen sich nicht mit Architektur lösen. In der vorgestellten Form werde in einem relativ kurzen Zeitraum der "Scheinwerfer" auf das jahrelang stiefmütterlich behandelte, von einem hohen Migrantenanteil geprägte Wilhelmsburg geworfen. "Mit den neuen Bauten und Konzepten können die Bewohner nicht Schritt halten." Die entscheidende Frage sei: Was passiert nach der IBA?

Laut Manuel Humburg vom Verein "Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg" bestehe das Grundproblem bei der IBA in der Frage: Will Hamburg den Hafen entwickeln oder ein attraktives Wohnquartier? Bis jetzt sei die Antwort zu unentschlossen. Dagegen mahnte IBA-Chef Uli Hellweg, man müsse weg von der Einstellung "entweder oder" und hin zum "sowohl als auch". Mitte-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) bezeichnete die IBA als "Jahrhundertchance", für Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter spielt die Verlegung der Reichsstraße die "entscheidende Rolle" bei der Entwicklung.

Ulrich Schwarz, Geschäftsführer der Architektenkammer, bemängelte, dass die städtische Saga nur in Sanierung investiere, nicht in neue Wohnungsflächen. Ein Kritikpunkt war zudem, dass zu wenige private Investoren für die Projekte gefunden worden seien.

Einigkeit herrschte allerdings in einem Punkt: Sowohl IBA als auch die Internationale Gartenschau 2013 seien eine "Chance für Wilhelmsburg".