Tütchen mit Fantasienamen sind legal im Internet bestellbar

Alsterdorf. Die bunten Tütchen sind als Tee, Räucherwerk, Raumduft, Düngemittel oder Badezugabe deklariert, doch tatsächlich sollen sie nur eines: einen schnellen Rausch bescheren. Die Polizei warnt vor sogenannten "Herbal Highs", Kräutermischungen, die scheinbar ungefährlich und im Internet kinderleicht zu bekommen sind. Die Kräuter sind mit chemischen Substanzen versetzt, die die Wirkung von Cannabis oder anderen Drogen haben. Und: So ungefährlich, wie es scheint, sind die Mischungen nicht.

Die Tütchen, in denen die Kräutermischungen online zu bestellen sind, tragen Namen wie "Cloud Nine", Mojo, www, Jungle Flower oder Jamaican Spirit. Laut Dr. Christian Vidal, Chemiker im LKA Hannover und ausgewiesener Experte für Chemiedrogen, handelt es sich bei all diesen Produkten um "scheinbar harmlose Kräuter", die aber mit Chemie versetzt sind - und deren langfristige Auswirkungen sich kaum abschätzen lassen. Vidal: "Heroin ist auch zunächst als Schmerz- und Hustenmittel vertrieben worden. Dass es schwer abhängig macht, wurde erst acht Jahre nach Markteinführung erkannt." Laut Vidal ist den Drogen, die als Kräutermischungen verkauft werden, mit dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) kaum beizukommen: "Einige Substanzen sind laut BtMG verboten. Doch im Labor können nahezu unbegrenzt ähnliche, gleich wirkende Substanzen geschaffen werden. So lässt sich das Gesetz aushebeln." Schnelltests für die Produkte gibt es nicht.

Nach dem Arzneimittelgesetz können allerdings die Hersteller und die Verkäufer der Mischungen in die Pflicht genommen werden. Die chemischen Rohstoffe, die den Kräutern beigegeben werden, stammen meist aus China oder Indien, lassen sich dort beliebig bestellen. Nur, wenn der Nachweis gelingt, dass viele Konsumenten das Produkt als Arzneimittel verwenden, kann die Verbreitung verboten werden. Doch, so weiß Vidal, dann kommt das Produkt meist schnell unter einem anderen Namen wieder auf den Markt. Bislang wird der Markt von Produkten bestimmt, die im Körper an Cannabis-Rezeptoren ansetzen. Doch, so Vidal: "Synthetische Produkte, die wie Kokain wirken, sind längst in der Entwicklung. Sie wirken fünfmal schneller als herkömmliches Kokain. Das ist ein neues Level."