Carsten Frigge weist Vorwurf zurück, seine Firma habe die HSH Nordbank beraten

Hamburg. Dass ihn das Thema noch einmal einholen würde, war ihm klar. Aber dass es so kommen würde, hatte er wohl nicht gedacht.

Als Carsten Frigge Staatsrat der Wirtschaftsbehörde wurde, kam bereits die Frage nach seiner Firma C4 Consulting auf. Die Düsseldorfer Beratungsagentur hatte 2005/2006 die rheinland-pfälzische CDU-Landtagsfraktion im Wahlkampf beraten und dafür 385 000 Euro kassiert. Und schon 2008, als der damalige Bürgermeister Ole von Beust (CDU) seinen Parteifreund und langjährigen Weggefährten nach Hamburg in die Politik holte, gab es den Vorwurf, C4 habe in Mainz in Wirklichkeit für die Partei, nicht für die Fraktion gearbeitet.

Beust ignorierte den Verdacht - Beihilfe zur illegalen Parteifinanzierung - und beförderte den nach wie vor mit 50 Prozent an C4 beteiligten Frigge im Frühjahr 2010 sogar zum Finanzsenator. Kurz darauf der erste Schock: Anfang Mai durchsuchte die Mainzer Staatsanwaltschaft Frigges Wohnungen in Hamburg und Berlin. Die Auswertung läuft noch - aber seitdem hängt eine mögliche Anklage wie ein Damoklesschwert über dem Finanzsenator. Beusts Nachfolger Christoph Ahlhaus (CDU) hielt das aber nicht ab, Frigge im August erneut in den Senat zu berufen - auch er schätzte die Kompetenz des Unternehmensberaters und dessen Willen zur Haushaltssanierung höher ein als das "C4-Risiko".

Jetzt steht das Thema erneut auf der Tagesordnung, aber halt in ganz anderem Zusammenhang. Wie der "Spiegel" berichtet, war Frigges C4 Consulting bis Mitte 2009 zu 28 Prozent an der Berliner C4 Communications beteiligt gewesen. Und deren Chef Dirk Große-Leege habe von März 2009 bis August 2010 die HSH Nordbank beraten. Der zuständige Senator indirekt beteiligt an einer Firma, die die HSH berät - ein ungeheuerlicher Vorwurf. "Das erklärt das Zögern Hamburgs, Druck auf die HSH auszuüben - und muss zum Rücktritt des Finanzsenators führen", preschte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Thomas Böwer gestern vor.

Indes: Die HSH beraten hat nicht C4 Communications, sondern Große-Leeges alleinige Firma GLS, später in Cardo Communications umbenannt. "Die Geschichte ist an den Haaren herbeigezogen", sagte Große-Leege dem Abendblatt. "Es gab nie eine Geschäftsbeziehung zwischen C4 und der HSH - und zwar bewusst, um solchen Vorwürfen vorzubeugen. Herr Frigge hat von dem Auftrag mit keinem Cent profitiert." Der Finanzsenator bestätigte gegenüber dem Abendblatt diese Darstellung und betonte zudem, sich von den Anteilen an C4 Communications getrennt zu haben, als er erfuhr, dass Große-Leege mit einer anderen Firma für die HSH arbeite. "Es gib einen notariell beurkundeten Vertrag vom 19. Mai 2009, wonach die Zusammenarbeit rückwirkend zum 1. Januar beendet wurde", sagte Frigge dem Abendblatt.

SPD-Fraktionschef Michael Neumann verweist auf die schon 2008 geäußerten Bedenken zu Frigges Beteiligung an C4: "Er gehört nicht in den Senat. Das kann ja alles Zufall sein, aber es fällt auf, dass Hamburg sich bei der Kontrolle der HSH zurückhält." FDP-Chef Rolf Salo sieht ein grundlegendes Problem: "Die Verbindung zwischen Politik und Wirtschaft ist immer eine Gratwanderung. Oberstes Gebot ist es, dass es zu keinen Interessenskonflikten kommt."

Frigge selbst enthält sich der Bewertung, ob es ein Fehler war, als Berater in die Politik zu gehen, beziehungsweise als Politiker an C4 festzuhalten: "Das müssen andere entscheiden. In solchen Angelegenheiten ist man sich selbst der schlechteste Ratgeber."