Früherer Finanzsenator und CDU-Chef pendelt künftig zwischen Hamburg und Wiesbaden

Hamburg. Seit einem halben Jahr war er öffentlich kaum noch in Erscheinung getreten - jetzt meldet sich Michael Freytag mit einem Paukenschlag zurück: Der frühere Hamburger Finanzsenator und ehemalige CDU-Chef wird am 1. November neuer Vorstandsvorsitzender der Auskunftei Schufa in Wiesbaden. Die kennt jeder Deutsche, der schon mal ein Konto eröffnet oder einen Kredit aufgenommen hat - und seine Bank dabei autorisiert hat, eine "Schufa-Auskunft" über seine Kreditwürdigkeit einzuholen. Auch Wohnungssuchende müssen häufig eine Schufa-Auskunft vorlegen.

"So ein bedeutendes Wirtschaftsunternehmen zu führen ist eine große Herausforderung - die habe ich gesucht", sagte Freytag dem Abendblatt. Schufa-Aufsichtsratschef Theophil Graband nannte den gelernten Bankkaufmann und Juristen Freytag eine "herausragende Persönlichkeit". Beim Marktführer für Bonitätsdaten wird Freytag Chef von 800 Mitarbeitern, die 462 Millionen Daten verwalten und damit 100 Millionen Euro Umsatz erzielen. Allerdings muss sich der 52-Jährige einen Zweitwohnsitz zulegen: "Die familiäre Basis bleibt Hamburg, aber ich werde mir eine Wohnung in Wiesbaden nehmen", verriet Freytag. Seiner Heimat Hamburg zumindest unter der Woche den Rücken kehren zu müssen gewinnt er auch etwas Positives ab: "Ich empfinde es als Bereicherung, mal über den Tellerrand hinauszugucken."

Mit prekären finanziellen Verhältnissen hat Freytag beruflich jede Menge Erfahrung gesammelt. Bevor er im März alle politischen Ämter niederlegte, hatte er als Finanzsenator vor allem mit der Krise bei der HSH Nordbank und der Haushaltsmisere zu kämpfen. Morgen holt ihn diese Vergangenheit noch einmal ein - dann sagt er im Untersuchungsausschuss HSH Nordbank in Hamburg als Zeuge aus.