Beim Mitgliederforum der CDU durfte die Basis ihre Fragen an die Senatoren nur schriftlich stellen. Ein Dialog, der keiner war

Hamburg. Die Partei thront über dem Podium. Eineinhalb Meter hoch ist die rote Skulptur "CDU", angestrahlt von Scheinwerfern, wie eine stumme Mahnung: Es ist die Partei, die im Mittelpunkt stehen soll beim Mitgliederforum im Bürgerhaus Wilhelmsburg.

Das Podium allerdings, auf dem sämtliche CDU-Senatoren sitzen, ist für die rund 200 anwesenden Mitglieder geschlossen. Nur auf Postkarten ("Auf alles eine Antwort") dürfen Fragen schriftlich eingereicht werden - mit Angabe des Namens und Ortsverbandes. Zunächst haben Bürgermeister Christoph Ahlhaus, alle CDU-Senatoren sowie Partei- und Fraktionschef Frank Schira das Wort. Es dauert 80 Minuten, bis Moderator Herbert Schalthoff (Hamburg 1) die erste Karte vorliest. "Wie wollen wir als CDU zukünftig untereinander diskutieren und das Vertrauen der Bürger gewinnen?", fragt Ex-Schulstaatsrat Reinhard Behrens, der es als Primarschulgegner vor dem Volksentscheid in der CDU nicht einfach hatte. "Niemand deckelt Diskussionen, Herr Behrens", gibt Schira zurück. "Wir wollen die neue Diskussionskultur leben." Nächste Frage: "Warum muss die CDU für Forderungen der GAL Schläge einstecken - wie bei der Primarschule oder der Stadtbahn?" Ahlhaus: "Ich ärgere mich auch darüber, für Dinge in Haftung genommen zu werden, die nicht unser Politikfeld sind, aber das ist der Preis der Koalition. Den Grünen geht es doch auch so."

Die Stadtbahn treibt die CDU-Basis durchaus um. "Die Mehrheit der Bevölkerung ist dagegen. Wollen Sie es wirklich riskieren, solch ein Projekt zu starten?", lautet eine Frage. "Wir müssen viel erklären. Und Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk tut genau das", lobt Schira den Koalitionspartner. Hellhörig können manche werden, als der Parteichef hinzufügt: "Elementare Voraussetzung für die Stadtbahn ist, dass die Bundesmittel fließen. Frau Hajduk ist da optimistisch." Noch ist die Finanzierung durch den Bund nicht gesichert. "Und Sie sind optimistisch, dass der Bund nicht zahlt?", setzt Moderator Schalthoff ironisch nach. "Nein, natürlich nicht", gibt Schira koalitionstreu zurück. Das Gelächter spricht für sich und bringt die Reserven gegenüber dem Großprojekt zum Ausdruck. Nach einer Stunde ist der Frageeifer erschöpft.

Ahlhaus sagt, er kenne keine andere Partei in Hamburg, die sich öffentlich einem kritischen Moderator stelle. "Dieser Dialog ist entscheidend." Nur dass es kein Dialog ist.