Nach dem Vortrag über die jüdischen Speisegesetze gab es leckere Kostproben der jüdischen Kochkunst. Auch koscherer Wodka hat etwas für sich.

Hamburg. "Kashruth" heißen die jüdischen Speisegesetze. Rabbi Walter Rothschild, 56, ist aus Berlin nach Hamburg gekommen, um davon zu erzählen. Sein runder Bauch kündet davon, dass ihm das Thema Essen auch persönlich am Herzen liegt. Und seine Augen, die fröhlich aus dem bartumkränzten Gesicht blitzen, lassen ahnen, dass es lustig wird. Rothschild ist liberaler Jude und Landesrabbiner von Schleswig-Holstein, doch er betreut auch jüdische Gemeinden in Wien, Köln, Freiburg und Hildesheim.

Nach seinem Vortrag wird den etwa 50 Teilnehmern, die sich für diesen Abend in der Katholischen Akademie angemeldet haben, ein koscheres Essen serviert. Cela Dobe, Köchin mit lettischen Wurzeln, huscht schon mit ihren Helferinnen zwischen Küche und Büfett hin und her.

Bevor Rabbi Rothschild beginnt, drückt ihm jemand ein Glas Rotwein - koscher, natürlich - in die Hand. Denn der Rabbi trägt nicht nur den Namen edler Weine, sondern trinkt sie auch gern. Und während Cela Dobe dampfende Töpfe mit Gefillte Fisch (Kabeljau und Tomatensauce), Gemüsesuppe mit Klößen aus Matze (ungesäuertem Brot) oder Karotten Zimmes (Möhren mit Rosinen und Backpflaumen) stellt, fängt der Rabbi an zu erzählen. Dass "koscher" einfach "richtig" und "geprüft" bedeute und die entsprechenden Lebensmittel - ähnlich wie bei uns Bioprodukte - mit einem Stempel versehen seien. "Doch auch bei uns Juden geht es manchmal neurotisch zu", sagt der Rabbi, der aus seiner englischen Heimat den trockenen Humor mitgebracht hat. So kauften manche Juden keinen Käse, wenn er den Stempel etwa des Züricher Rabbis trage - denn der sei weniger koscher als der von ihnen bevorzugte aus Straßburg.

Die Zuhörer lachen. Auch als Rabbi Rothschild die Vorzüge von koscherem Wodka preist: Der sei garantiert frostschutzmittelfrei. Was Juden essen dürfen, ist schnell erzählt: Fleisch nur - vorschriftsmäßig geschächtet - von Geflügel und Säugetieren, die Wiederkäuer sind und gespaltete Hufe haben, Fisch nur, wenn er Schuppen und Flossen hat. Milchprodukte und Fleisch zusammen sind verboten. Wenn er von der Bedeutung des Essens spricht, wird Rabbi Walter Rothschild ernst. "Alle Lebensmittel kommen von Gott und müssen mit Respekt behandelt werden. Man sollte sich daher für eine Mahlzeit an einen Tisch setzen, sie segnen und dann genießen."