Hamburg. Die uralte Hamburger Tradition, wonach ausscheidende Senatsmitglieder der Stadt ein wertvolles Mittelbesteck (Gabel, Löffel, Messer) aus massivem Silber schenken, erwacht langsam wieder zum Leben. Das geht aus Antworten des Senats auf eine Anfrage des SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Ole Thorben Buschhüter hervor.

Die Vorgeschichte: 1536 machte erstmals ein Senator der Stadt zum Abschied ein Silbergeschenk. Viele folgten, doch im 18. Jahrhundert geriet die Tradition in Vergessenheit. 1976 belebte der ehemalige Wirtschaftssenator Helmuth Kern (SPD) sie wieder. Weitere 63 Bestecke kamen seitdem hinzu, der Wert des Silberschatzes im Rathaus wuchs und wuchs und wurde zuletzt mit 1,2 Millionen Euro angegeben.

Doch als 2001 CDU, FDP und Schill-Partei das Ruder übernahmen, schlief die Tradition erneut ein. Kein einziges Ex-Senatsmitglied hatte seitdem mehr ein Silbergeschenk gemacht, hatte Buschhüter schon 2009 erfahren. Doch seine Nachfrage zeigte Wirkung: Mittlerweile haben wenigstens zwei der 19 Senatsmitglieder, die nach 2001 ausgeschieden sind, nun doch ihre Löffel abgegeben. Zwei weitere haben gemeinsam einen Silberteller gestiftet. Die zeitgleich mit dem damaligen Bürgermeister Ole von Beust (CDU) am 25. August ausgeschiedenen Senatsmitglieder wurden sogar per Brief an die Tradition erinnert. Zwei von ihnen haben daraufhin angekündigt, der Stadt gemeinsam eine Silberschale schenken zu wollen.

Die Bestecke kommen bei Senatsfrühstücken oder Abendessen zum Einsatz. Der Preis beträgt aktuell 1600 Euro inklusive Gravur des Namens und der Amtszeit. Buschhüter: "Natürlich ist das viel Geld. Wenn man aber bedenkt, dass Hamburger Senatoren auch in den ersten drei Monaten nach ihrem Ausscheiden noch rund 13 000 Euro monatlich von der Stadt erhalten, dann sollten sie sich nicht lumpen lassen." Schließlich sei es eine Ehre, Senator sein zu dürfen.