Die Unfallstatistik belegt, dass Hamburger häufiger Unfälle haben als Fahrer aus dem Umland. Hansestadt belegt den unehrenhaften elften Platz.

Hamburg. Wer kennt das nicht? Man sitzt im Auto und hat es eilig, auf der Straße ist kaum Verkehr - und der Vordermann verdirbt einem mit seinem Fahrstil die Laune. Ein Blick auf sein Kennzeichen schafft Aufklärung und lässt uns Hamburgern viel benutzte Klischees in den Sinn kommen: "PI" ist eben ein Provinz-Idiot, "SE" schläft ewig, "WL" ist ein wilder Landwirt und "OD" ein oller Dussel.

Beschämend für uns überhebliche Großstädter ist die neue Unfallstatistik der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. Dort wird einmal im Jahr anhand der Kennzeichen in den 418 Zulassungsstellen Deutschlands festgestellt, wo die Fahrer herkommen, die die größten Schäden verursachen. Demnach liegen Pinneberger, Segeberger, Harburger (mit der Kreisstadt Winsen/Luhe) und Stormarner (Bad Oldesloe) unter dem Durchschnitt - während wir Hamburger knapp 18 Prozentpunkte darüber liegen. Schon vermeint man, die Schmährufe unserer Nachbarn aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein zu hören: "HH - halbes Hirn!"

Im Vergleich der 15 größten Städte Deutschlands belegt Hamburg den unehrenhaften elften Platz - vor Essen, München, Nürnberg und Berlin, das mit einem Index von 123,88 knapp 24 Prozentpunkte über dem Durchschnitt liegt. Besser, beziehungsweise günstiger als der Durchschnitt fahren im Großstadtvergleich lediglich die Bremer: Ihr Index beträgt 91,62 - sie liegen also 8,38 Prozent unter dem Durchschnitt.

Auf dem zweiten Platz im Städte-Ranking liegt Stuttgart, allerdings schon 2,33 Prozentpunkte über dem Durchschnitt. GDV-Sprecher Christian Lübke nimmt die Städter - und damit auch Hamburg als zweitgrößte deutsche Stadt - in Schutz. "In Städten gibt es ein hohes Verkehrsaufkommen", sagt er. "Da kracht es einfach häufiger als auf dem Land, wo viel weniger Autos unterwegs sind."

Die besten Autofahrer oder die wenigsten Unfälle gibt es denn auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern: In der Region Elbe-Elster mit den Städten Bad Liebenwerda, Doberlug-Kirchhain oder Finsterwalde scheinen die Straßen schnurgerade zu verlaufen und wenig befahren zu sein: Hier liegt der Index bei 68,28 Prozent.

Am allerschlechtesten von allen Deutschen fahren übrigens die Bayern. Aber auch hierfür hat Christian Lübke eine Erklärung parat: "In Bayern gibt es häufiger Schnee und Glatteis als sonst in Deutschland. Außerdem sind die Straßen kurvig." Auch führen die Bayern hochwertige Autos - und würden bei Unfällen entsprechend hohe Schäden verursachen.

Den Rekord der schlechten Autofahrer hält die bayerische Stadt Kaufbeuren mit einem Index von 140,5. Was uns natürlich gemeinerweise sofort zu dem Wortspiel "KF - kaum fahrtüchtig" verleitet.