Hamburg. Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu, 52, darf zum ersten Mal sein Heimatland China verlassen. Ungehindert bestieg er gestern Abend in Peking ein Flugzeug, heute wird er in Berlin eintreffen. Nach dem Massaker vom Tiananmen-Platz 1989 war Liao zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er ein Gedicht über die Ereignisse verfasst hatte. Wegen politisch missliebiger Texte wurde ihm 14-mal die Ausreise verweigert, zuletzt zur Lit.Cologne im März 2010. Die Bundesregierung hatte sich mehrfach für ihn eingesetzt. Diesmal ging alles gut: Niemand hielt ihn bei der Passkontrolle oder am Flugsteig auf. "Ich sitze im Flugzeug, gleich geht es los", berichtete Liao Yiwu kurz vor dem Abflug der Nachrichtenagentur dpa. Liao wurde nach Berlin vom Internationalen Literaturfestival eingeladen und nach Hamburg vom Harbour Front Literaturfestival, dem Literaturhaus und dem Abendblatt. Am Freitag gibt es die erste öffentliche Lesung mit Liao Yiwu auf deutschem Boden: um 19 Uhr im Hamburgmuseum. Eintritt: 10 Euro, Karten unter Tel. 01805-92 2009.