Plan von 165 neuen Wohneinheiten sei ein “fauler Kompromiss“

Lemsahl. Gegen ein geplantes Baugebiet in Lemsahl-Mellingstedt formiert sich Anwohnerwiderstand, und zwar schon zum zweiten Mal. Nachdem bereits der erste Bebauungsplan im Jahr 2008 zu massiven Bürgerprotesten geführt hatte, wird nun auch der überarbeitete, reduzierte Entwurf mit 165 Wohneinheiten am "Hinsenfeld" westlich der Lemsahler Landstraße und nördlich des Fiersbarg kritisiert.

Nach Anwohnermeinung sehe die zweite, von der Stadtentwicklungsbehörde abgespeckte Version mit "Backsteinkuben" keine "ortstypische" Bebauung vor, sei zu dicht geplant, einzelne Häuser würden mit 2,6 Geschossen das übliche Höhenmaß überschreiten. Der dörfliche Charakter werde durch die Bebauung zerstört. Zudem sei die Erschließung mangelhaft - die einzige Zufahrt soll von der Lemsahler Landstraße abzweigen. Auch die öffentliche Auslegung des Plans im Bezirksamt Wandsbek während der Ferienzeit lege den Verdacht nahe, Einwände gegen das Investitionsvorhaben der Robert Vogel GmbH sollten umgangen werden.

Knapp 120 Unterschriften gegen die aktuelle Planung des Neubaugebiets gebe es dennoch, sagt Anwohnerin Caroline Kreusler. Wobei sie klarstellt: "Es geht nicht um die Bebauung als solche, sondern um die Frage: wie?" Im Bezirksamt ist man der Meinung, die Planung sei nach geltenden Rechtsbedingungen erfolgt, der Bebauungsentwurf sogar zwei Wochen länger öffentlich ausgelegt worden als üblich.

Auch CDU-Fraktionschef Philip Buse versteht die Aufregung nicht. "Nachdem der erste Entwurf in Zusammenarbeit mit den Anwohnern überplant wurde, haben wir jetzt ein mehrheitsfähiges Ergebnis." Einzig die Erschließung sei fraglich, was auch Hans-Joachim Klier, Fachsprecher Stadtplanung der SPD-Fraktion, moniert. Insgesamt sei der Entwurf seiner Auffassung nach sogar "undemokratisch" zustande gekommen und nicht zuletzt wegen der verdichteten Bauweise diskussionswürdig.

Linken-Fraktionschef Vasco Schultz meint sogar: "In Wandsbek gibt es so viel Baugebiete, die nachverdichtet werden können. Ich verstehe nicht, weshalb ausgerechnet innerhalb einer Landschaftsachse neu gebaut werden muss." Grünen-Fraktionschef Olaf Duge begrüßt dagegen den neuen Vorschlag, "eben weil die Landschaftsachse, die ökologische Autobahn, mit der Neugestaltung des Plans nicht mehr tangiert wird". Es sei ein "städtebaulich attraktiver Entwurf", ein Kompromiss, mit dem die GAL leben könne. Er bedauere aber, dass die Anwohnerschaft ihr 2008 angestrebtes Bürgerbegehren aufgegeben habe, somit sei ihr Einfluss nun begrenzt.

"Es ist ein fauler Kompromiss", sagt Anwohnerin Caroline Kreusler. "Wir wurden zwar im Jahr 2008 bei der Überarbeitung einbezogen. Was herausgekommen ist, entspricht aber nicht unseren Vorstellungen. Wir haben das nicht ausgehandelt. Viele sind stinksauer." Laut Bezirksamt wird der Bebauungsplan nach Auswertung der Einsprüche noch im Herbst dem Planungsausschuss zur Diskussion vorgelegt. Der ursprüngliche Entwurf stammt aus dem Jahr 2006 und wurde bei der Architekturolympiade prämiert.