Blankenese. Jörn Thießen war nicht "primärer" Wunschkandidat, denn es gab einen eigenen Bewerber der Führungsakademie-Leitung. Das bestätigte Generalmajor Robert Bergmann, Kommandeur der Hamburger Führungsakademie der Bundeswehr. Der 61-Jährige äußerte sich zu dem Abendblatt-Bericht, wonach die Bestellung des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten zum sozialwissenschaftlichen Fachbereichsleiter zunächst Verwunderung ausgelöst hatte. Bergmann habe sich zwar für seinen Bewerber (nach Abendblatt-Informationen Prof. Dr. Sven B. Gareis) eingesetzt, akzeptiere aber die Entscheidung des Bundesverteidigungsministeriums. Entgegen anderslautender Meinungen sei er nicht in Sorge um die Qualität der Lehre am Fachbereich. Im Gegenteil: Er stehe zu seinem neuen Mitarbeiter.

Wie berichtet, haben Kritiker Zweifel an der Eignung Thießens. Er habe zwar das Ministerbüro des ehemaligen Verteidigungsministers Rudolf Scharping geleitet und dabei viele Kompetenzen erworben, sei als ausgebildeter Pastor aber wissenschaftlich nicht befähigt, die Position des Forschungsdirektors adäquat auszufüllen. Zudem könne Thießen die neue Anstellung nur als Übergangsstation nutzen, um seine ins Stocken geratene politische Karriere wieder in Schwung zu bringen.

Nach einem Gespräch mit Jörn Thießen am Donnerstag sei Kommandeur Bergmann anderer Meinung. "Er bringt vielleicht wissenschaftlich nicht die Qualifikationen mit, die sich Kritiker wünschen. Aber er erfüllt das Anforderungsprofil und hat andere, ebenso wichtige Qualitäten. Besonders für das sozialwissenschaftliche Forschungsfeld Bundeswehr-Gesellschaft-Politik."

Bergmann sehe Thießens vorrangige Aufgabe darin, Organisator von Wissenschaft zu sein. Dafür könne das Politikerprofil - das es an der Akademie noch nicht gebe - wertvoll sein.